Corona! Und jetzt? - Teil 13

Eine Interview-Reihe mit Führungskräften über die Herausforderungen während der Corona-Krise

Hallo Herr Scharmer, die Krise hat von einem Tag auf den anderen sehr viel geändert und einige Firmen damit überrascht. Wie schnell haben Sie auf die neue Situation reagieren können?
In dieser besagten Märzwoche bin ich selbst noch bei Kundenterminen in Wien gewesen. Als dann der Lockdown ab Montag abzusehen war, haben wir uns sofort telefonisch und online abgestimmt und beschlossen, dass ab Montag alle Mitarbeiter zu Hause bleiben sollen. Da wir auch technisch sehr gut aufgestellt sind, war diese Entscheidung auch schnell umsetzbar.

Wie haben Sie die Umstellung auf Home Office geschafft und wie schwierig bzw. einfach war es, für die Belegschaft, binnen kurzer Zeit Home Office zu schaffen?
Wir haben im Vorfeld zu den Mitarbeitern gesagt: "Bitte nehmt euer Notebook immer mit nach Hause. Solltet ihr auf Grund eines Verdachtsfalles oder einer Quarantäne nicht mehr ins Büro kommen, könnt ihr dennoch gut von zu Hause arbeiten."

Die Umstellung hat somit überraschend gut funktioniert, es gab überhaupt keine technischen Herausforderungen, das hat mich doch auch verwundert!

Die Unbekannte war eher, wie gehen die Leute damit um, da Homeoffice nicht die Regel oder der Standard bei uns im Unternehmen war. Wir haben aber auch früher schon viel mit Skype und MS Teams gearbeitet. Es war also nichts komplett Neues, es musste nur neu organisiert werden.

Also gab es in Ihrem Unternehmen vor Corona nicht die Möglichkeit Home Office in Anspruch zu nehmen?
Es war weder der Wunsch da, noch das Verlangen. Natürlich haben wir jetzt auch im Führungskreis über ein zukünftiges Modell diskutiert. Mögliche Maßnahmen wären, dass z.B. Mitarbeiter mit einer längeren Anreise am Freitag Home Office machen können-, oder auch, dass einige Mitarbeiter wetterbedingt im Winter mühsame Anfahrten ins Büro vermeiden können. Da ist jedenfalls ein Umdenken gefragt, daraus werden wir bestimmt lernen!

Ihre Mitarbeiter arbeiten von zu Hause, Sie sitzen weiterhin im leeren Büro. Wie war die Umstellung für Sie persönlich?
Ich habe mir vorgestellt, in dieser Zeit viel aufarbeiten zu können, dem ist aber nicht so. Ich bin schon viel am Organisieren und Kommunizieren mit den Mitarbeitern, damit wir die gute Stimmung aufrecht erhalten können.

Hier im Büro habe ich die notwendige Infrastruktur um effizient arbeiten zu können, ich kümmere mich außerdem um alltägliches und halte die Stellung.

Ihr Firmensitz in St. Johann in Pongau befindet sich in der Nähe einiger Quarantäne-Zonen in Salzburg. Wie sind Sie damit umgegangen?
Hier haben wir auch relativ rasch reagiert und unseren Mitarbeitern für den Notfall eine Sondergenehmigung ausstellen lassen, um den Betrieb weiterhin aufrecht zu erhalten und die Betreuung unserer Kunden sicher zu stellen. Für eine Notsituation, gerade was unser Rechenzentrum betrifft, wollten wir einfach gut vorbereitet sein.

Viele Experten sagen, dass es nach „Corona“ nicht mehr so sein wird, wie vorher. Was ändert sich Ihrer Meinung nach?
Ich hoffe, dass die Gesellschaft generell etwas daraus lernt, weil es auch unserer Umwelt guttun würde. Wir haben hauptsächlich Kunden mit mehr als 250 Mitarbeitern in Wien, Linz und Graz, daraus ergeben sich auch viel Reisezeit und Hotelkosten durch unsere Consulting Tage vor Ort.

Möglicherweise gibt es ein generelles Umdenken, auch von unseren Kunden, sodass wir durch den Einsatz moderner Medien Ressourcen schonen könnten.

Wie geht es Ihnen mit der virtuellen Zusammenarbeit im Team?
Wir haben täglich um 08:45 Uhr unser „Daily Check-in“ mit allen Teamleitern. Ich habe darauf bestanden, dass es mit Kamera durchgeführt wird, da man so besser sieht, wie es den Personen geht.

Die Teamleiter kommunizieren täglich mit ihrem Team, gerade auch in Einzelgesprächen. Es gibt viel mehr one-to-one Gespräche, um heraus zu finden, wie es demjenigen wirklich geht und ob die Mitarbeiter etwas brauchen. So haben wir z.B. herausgefunden, dass die Notebooks zu klein sind um ständig damit zu arbeiten. Daraufhin haben wir alle Bildschirme abmontiert und im Büro zur Abholung zur Verfügung gestellt. Dies wurde von unseren Mitarbeitern auch sehr gut angenommen.

Das sind Situationen, die man nur im täglichen Gespräch herausfinden kann. Ich habe die Teamleiter auch angehalten mehr über die Bedürfnisse ihrer Teammitglieder herauszufinden. Das Gleiche gilt auch bei Gesprächen mit unseren Kunden, es geht darum, dass niemand alleine gelassen wird und sich niemand alleine fühlt.

Weil es auch eine Welt abseits der Corona-Krise gibt - Wie gelingt Ihnen die Work-Life-Balance in diesen Zeiten?
Für mich war es weniger ein Thema, aber bei unseren Mitarbeitern war es für mich von Anfang an wichtig, dass sie sich die Arbeit gut einteilen und ihren Rhythmus einhalten können. Es gilt weiterhin produktiv zu arbeiten und die Work-Life Balance einzuhalten. Am Abend muss man die Arbeit weglegen, da haben wir ganz gezielt darauf geschaut!

Glauben Sie, dass die Krise auch Auswirkungen auf unser Offline-Verhalten haben wird?
Es wird eine große Chance sein, dass wir alle umdenken und unsere Ressourcen besser nutzen. Das Bewusstsein in der Gesellschaft wird kommen:  nicht unbedingt immer zu reisen, sondern auch viel online zu kommunizieren und auch regional mehr zu konsumieren.

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Über Lohn & HR:
Lohn & HR bietet Ihnen als langjähriger Software-Hersteller für Personalwirtschaft zukunftsorientierte, modulare und bedienerfreundliche Lösungen an, damit Sie und Ihre Organisation sich auf das wirklich Wesentliche konzentrieren können. Wir sind ein eigenständiges Unternehmen im Firmenverbund der eurofunk-Gruppe. Unser Stammsitz befindet sich in der Bergregion St. Johann im Pongau im Salzburger Land.