Corona! Und jetzt? - Teil 10

Eine Interview-Reihe mit Führungskräften über die Herausforderungen während der Corona-Krise

Heute im Interview Frau Nina Rahn, Geschäftsführung d.vinci Recruitinglösungen.  

Hallo Frau Rahn, 
die Krise hat uns alle von einem Tag auf den anderen getroffen, wie schnell haben Sie auf die akute Situation reagiert? 

Tatsächlich haben wir in der Woche vor den Schulschließungen erstmalig gespürt, dass unsere Kunden und Kontakte zurückhaltender bei neuen Anfragen und Themen wurden. Wir haben dann ziemlich zeitnah intern kommuniziert, dass wir deutliche Auswirkungen auf die Wirtschaft und damit auch auf unser Unternehmen erwarten. Direkt im Anschluss haben wir uns für zwei Tage testweise alle ins Home Office begeben, eigentlich um zu sehen, ob wir „Lockdown-fähig“ sind. Letztlich sind wir am Ende alle im Home Office geblieben. Glücklicherweise sind wir auch vorher schon größtenteils für mobiles Arbeiten ausgestattet gewesen – die restlichen Vorbereitungen hat unser IT-Team in wenigen Stunden organisiert, so dass wir am kommenden Arbeitstag ohne größere Probleme ins Home Office ziehen konnten. 

Wie hoch schätzen Sie das Risiko ein, durch Hackerangriffe, sensible Daten zu verlieren? Gab es hier Schutzmaßnahmen? 
IT-Sicherheit spielt bei uns eine wichtige Rolle; unsere IT-Infrastruktur ist schon seit langer Zeit darauf ausgerichtet, so dass wir uns nicht mehr Sorgen machen als sonst im „Normalmodus“. 

Haben Sie Unternehmensziele angepasst oder verändert durch die aktuelle Situation? 
Bei uns liegt gerade maximaler Fokus auf Aktivitäten, die unseren Kunden jetzt und hier helfen. Längerfristige Projekte haben wir genau begutachtet und werden diese mit Bedacht und ggf. auch Nachjustierung durchführen. 

War es für Sie selbst eine Herausforderung, alle rechtlichen Aspekte der aktuellen Situation zu meistern? Woher holen Sie sich die nötigen Informationen?
Tatsächlich kommt der meiste Input aus Medien, oder von Kollegen und dem Netzwerk, in dem uns diese Infos weitergeleitet werden. Wir versuchen, damit pragmatisch umzugehen und klären die Fragen, die auftauchen, dann recht spontan mit Steuerberater & ggf. staatlichen Informationsstellen. 

Viele Experten sagen, dass es nach „Corona“ nicht mehr so sein will, wie vorher. Was ändert sich Ihrer Meinung nach?
Ich denke, dass sich gesamtgesellschaftlich unser Blick auf die Globalisierung und Digitalisierung ändern wird. Wir haben jetzt gesehen, welche existenziellen Abhängigkeiten wir aufgebaut haben und ich hoffe sehr, dass wir einen guten Weg schaffen, der eben nicht wieder „alte Mauern“ aufbaut, sondern nach wie vor auf (globale) Vernetzung, Kollaboration und Miteinander setzt, aber trotzdem einen Fokus auf lokale Initiativen und Ansätze legt. Und wir sehen meiner Meinung nach, wie hilfreich Digitalisierung sein kann – und gleichzeitig, dass am Ende doch vor allem das Menschliche für uns wichtig ist. 

Wie haben Sie die Umstellung auf Home Office geschafft? In wieweit war die Digitalisierung der Prozesse vor der Krise von Vorteil?
Es war super hilfreich, dass wir größtenteils fürs mobile Arbeiten ausgelegt waren. Glücklicherweise haben wir Anfang des Jahres noch MS Teams als Social Intranet/Kommunikationskanal eingeführt; das möchten wir jetzt nicht mehr missen – wir arbeiten fast nur noch darüber! Es erleichtert die interne Kommunikation ungemein.  

Das Wichtigste ist aber aus meiner Sicht, sich über das Kommunikationsverhalten bewusst zu werden: welche Informationen fließen sonst eher zufällig oder informell und wie können diese nun bewusst aufgenommen werden? Bei uns findet viel interdisziplinärer Austausch statt, indem wir uns im Büro begegnen, reinhören, mal kurz einen Kaffee miteinander trinken, etc.  

Wenn wir nun dafür in der Home-Office-Situation keinen bewussten Raum schaffen, dann gehen genau diese Informationen leider unter; dabei sind sie so wichtig für das Miteinander. 

Für mich selbst ist die dauerhafte Distanz eher schwierig: Mir fehlt das Gefühl für Stimmungen im gesamten Team, als auch die regelmäßigen kleinen, kurzen Gespräche mal kurz an der Kaffeemaschine – da findet aus meiner Sicht auch ein wichtiger Teil von Führung statt, der geht leider aktuell etwas verloren.  

Was ist besonders wichtig als Führungskraft für ein Team im Home Office? Vertrauen, klare Vorgaben?
Gerade in der aktuellen Situation: vor allem Vertrauen. Wir haben Eltern, die parallel ihre Kinder betreuen müssen und trotzdem irgendwie ihre Arbeit erledigen wollen. Wir versuchen da möglichst generös zu sein und auch der Mama, die tagsüber Kinder betreuen muss und zwischen Füttern und Spielen ihre Mails bearbeitet, keine großen Vorgaben zu machen. Unsere KollegInnen wissen intuitiv alle gut, was aktuell wichtig ist und kümmern sich komplett eigenverantwortlich und immer zeitnah darum – aber eben sehr flexibel und zu Zeiten, die für sie und ihre aktuelle Situation passen.  

Wie reagieren Ihre Mitarbeiter auf die Krise? Nehmen sie sie eher gelassen oder tauchen viele Ängste auf?
Es tauchen natürlich Zukunftsängste auf – bei einigen auch existenzielle Sorgen und die können wir nur bedingt nehmen. Wir versuchen, häufig und klar zu kommunizieren, was unsere Haltung zur aktuellen Situation ist. 

Weil es auch eine Welt abseits der Corona-Krise gibt - Wie gelingt Ihnen die Work-Life-Balance in diesen Zeiten? 
Tatsächlich vermisse ich die einfachen Umarmungen mit Freunden und Familie– gerade in diesen Zeiten wäre es einfach schön, auch physische Nähe zu haben… 

Was haben Sie bis jetzt Positives für die Zukunft gelernt? 
Ich bin generell optimistisch und nehme mit, dass es viel wichtiger ist, mit solchen Zeiten positiv und selbstwirksam umgehen zu können und ein gewisses Maß an Vertrauen in sich selbst zu haben, anstelle fester Pläne, Aktionslisten, vorgefertigter Strategien, etc.  

Können Sie uns ein lustiges Erlebnis aus Ihrer Zeit im Home Office nennen? 
Meine Kinder, die während meiner Telko das gesamte Arbeitszimmer auf den Kopf stellen und sich in Geschenkpapier und Geschenkband einwickeln.  

Ganz ehrlich: Arbeitsoutfit oder Jogginghose?
Eher Arbeitsoutfit; zumindest Jeans und T-Shirt (was bei uns dem Arbeitsoutfit schon recht nahe kommt).  

Vielen Dank für das Gespräch! 

Über d.vinci
„Recruiting in allen Facetten“: Unter diesem Slogan steht d.vinci den Kunden seit mehr als 30 Jahren bei der Ansprache, Suche, Auswahl und Einstellung passender Mitarbeiter mit Rat und Tat zur Seite. Das Team aus Recruiting-Experten unterstützt dabei auf pragmatische und innovative Weise sowohl Mittelständler als auch Konzerne in den Bereichen Bewerbermanagement, Personalmarketing, Personalberatung und Recruiting Services.