Corona! Und jetzt? - Teil 1
Eine Interview-Reihe mit Führungskräften über die Herausforderungen während der Corona-Krise
Die Situation ist derzeit überall angespannt, das ist ja verständlich. Die Wirtschaft braucht momentan eine Glaskugel, damit sie die richtigen Entscheidungen für die Zukunft trifft und die gibt es bekanntlich nicht. Viele von uns bevorzugen eher Zahlen und Fakten. Auch die gibt es nicht ausreichend. Was bleibt uns jetzt? Sich auf das Bauchgefühl zu verlassen? Wie gehen Manager mit dieser Krise um? Wir fragen sie, wie es ihnen geht, wie sie auf die Situation reagieren und welche Tipps sie für die anderen parat haben.
Heute im Interview: Sylvia Edmands, Geschäftsführerin der Monster Worldwide Deutschland GmbH.
Frau Edmands, die neue Situation hat viele unvorbereitet erreicht. Man könnte in den ersten Tagen fast das Gefühl bekommen, sie hat einige in eine Schockstarre versetzt. Wie schnell haben Sie bei Monster reagiert?
Von einem Tag auf den anderen. Wir hatten schon vorgebeugt, indem wir alle Mitarbeiter mit Laptop und Handy ausgestattet hatten. Aktuell arbeiten alle Mitarbeiter im Home-Office und alles läuft, bis auf wenige Kleinigkeiten, reibungslos. Wir kommunizieren extra viel und setzen alles daran, dass die Stimmung nicht unter der außergewöhnlichen Situation leidet. Die Teams treffen sich täglich per Videokonferenz und managementseitig versuchen wir Druck herauszunehmen, indem wir signalisieren, dass wir vollstes Verständnis für die aktuelle Situation unserer Mitarbeiter haben.
Was meinen Sie damit konkret?
Nicht nur, dass wir alle unseren Alltag neu organisieren müssen. Viele beschulen oder betreuen parallel zur Arbeit im Home-Office auch noch ihre Kinder. Da ist es nur natürlich und menschlich, wenn bei einer Videokonferenz einmal der Nachwuchs durchs Bild huscht oder Deadlines mal nicht zu 100 Prozent eingehalten werden. Wir sagen klar: Darauf kommt es jetzt nicht an. Viel wichtiger ist, dass es unseren Mitarbeitern gut geht und alle gesund durch die Krise kommen. Genau das kommunizieren wir ausdrücklich. Wir halten jetzt alle zusammen und unterstützen uns gegenseitig – auch mental. Dafür sprechen wir so offen wie nur irgend möglich miteinander. Dazu gehört auch, dass jeder mal private Einblicke gibt, wie es ihm geht. All das lässt uns näher zusammenrücken – trotz räumlicher Distanz.
Wie haben Sie die Umstellung auf das Home-Office geschafft?
Das war zum Glück kein Problem, weil das Equipment vorhanden war. Wir sind aber nicht nur aus technischer Sicht für die Zusammenarbeit in der momentanen Situation gut aufgestellt. Viele unserer Mitarbeiter arbeiten regelmäßig von zu Hause oder unterwegs und sind an das Remote Working gewöhnt. Hinzu kommt, dass wir in unserem Alltag über Unternehmensstandorte hinweg, teilweise auch international in virtuellen Teams zusammenarbeiten. Für uns alle sind Videokonferenzen und der Austausch per E-Mail und Chat daher selbstverständlich. Über die Tools sind alle eng miteinander vernetzt, auch wenn wir in Wirklichkeit kilometerweit voneinander entfernt sind. Unsere Mitarbeiter haben über eine sichere Verbindung vollen Zugriff auf alle Systeme, die sie brauchen und sind somit voll einsatzfähig.
Was ist besonders wichtig als Führungskraft für ein Team im Home-Office?
Unsere Mitarbeiter arbeiten sehr eigenverantwortlich und selbstständig. Das ist in Zeiten wie diesen ein extremer Vorteil, weil Ideen nicht zum Stillstand kommen. Wichtig dafür ist allerdings, dass der regelmäßige Austausch, der in Meetings oder auch in der Kaffeeküche stattfindet, nicht zum Erliegen kommt. Daher halten wir weiterhin an unseren Jour Fixes fest und machen nun tägliche Team-Meetings, versuchen diese aber möglichst kurz und fokussiert zu gestalten. Da wir sehr stark vertrieblich orientiert sind und es derzeit nicht immer leicht ist, zu Kunden durchzukommen, nutzen wir die restliche Zeit für Trainings, Recherche und um Prozesse aufzuräumen.
Haben Sie dank der Krise kreative Lösungen entdeckt, um sie besser zu meistern? Was war dazu nötig - Flexibilität, spontane Change-Prozesse…?
Der Change fand bei uns bereits im vergangenen Jahr statt, was uns jetzt zu Gute kommt. Mehrere Vertriebsteams arbeiten seitdem agil miteinander, was ein hohes Maß an Selbstständigkeit und Eigenverantwortung seitens der Mitarbeiter voraussetzt – und nicht zuletzt das Vertrauen der Führungskräfte. Seit Januar arbeiten alle fest in ihren neuen Rollen und können diese problemlos auch von zuhause aus ausfüllen. Um die Arbeitspakete für jeden im Team transparent zu dokumentieren, nutzen die Teams ein Online Kanban-Board, das langwierige Absprachen und Übergaben überflüssig macht. Der morgendliche „Huddle“, in dem sich die Kollegen kurz updaten, findet aktuell nicht vor Ort, sondern per Video-Live-Schaltung statt.
Wie reagieren Ihre Mitarbeiter auf die Krise? Nehmen sie sie eher gelassen oder tauchen viele Ängste auf?
Sie meistern die Situation toll. Manche Kollegen verabreden sich beispielsweise zum digitalen Kaffeetrinken oder zum digitalen Lunch via Skype. Das mag vielleicht erstmal etwas gewöhnungsbedürftig sein, wenn man sein Mittagessen vor dem Computer einnimmt. Aber solche kleinen Events sind enorm wichtig. Sie halten den informellen Austausch im Unternehmen aufrecht.
Und dieser ist gerade jetzt sehr wichtig für das Miteinander: Man stärkt sich gegenseitig den Rücken, hat trotz Entfernung gemeinsame Erlebnisse und setzt nebenbei die ein oder andere Idee frei. Es gibt aber auch Videomeetings zu allgemeinen Themen, an denen EU-weit viele Kollegen teilnehmen. Eine Kollegin bietet beispielsweise Entspannungsübungen per Remote-Schalte an. Und dann gibt es noch eine EU-Gruppe, die sich regelmäßig über die Zeit im Home-Office austauscht, die Situation in den verschiedenen Ländern bespricht und Tipps in Sachen Remote Working austauscht. Mehr Gemeinschaft geht nicht.
Aber natürlich ist der Jobmarkt gerade nicht einfach und die Kollegen bekommen die Zurückhaltung der Kunden hautnah mit. Wir gehen offen mit diesem Thema um und sind von einigen Mitarbeitern für unser Krisenmanagement gelobt worden, das freut mich persönlich sehr!
Was haben Sie bis jetzt Positives für die Zukunft gelernt?
Ach, so einiges. Zum Beispiel, dass unser Unternehmen auch für unvorhergesehene Situationen gut gerüstet ist. Nicht nur in technischer Hinsicht, auch der Teamspirit stimmt. Die Kollegen hören im Alltag sehr genau hin, wie es anderen geht, greifen einander unter die Arme und haben Geduld miteinander. Gleichzeitig arbeiten wir trotz der ungewöhnlichen Umstände alle sehr fokussiert und zielorientiert zusammen. Über alle Länder hinweg. Wir können mit Stolz behaupten: Stresstest bestanden.
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Edmands!
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