Kienbaum-Studie zum Mitarbeiter-Engagement im weltweiten Vergleich
Inder und Chinesen sind die engagiertesten Mitarbeiter
Mitarbeiter in Indien sind im weltweiten Vergleich am motiviertesten: Sie erreichen 74 Punkte auf dem Mitarbeiter-Engagement-Index, den die Managementberatung zusammen mit ihrem Partner ORCinternational errechnet hat. Auf den Plätzen zwei und drei folgen China mit 67 Punkten und Brasilien mit 64 Punkten. Deutschland belegt hingegen nur Rang neun mit 57 Punkten. Der Engagement-Index basiert auf einer globalen Panel-Studie, für die seit 2010 jährlich Mitarbeiter in 18 Ländern der Wirtschaftsregionen Europa, Nord- und Südamerika, Asien und Australien befragt werden. In die diesjährige Studie flossen die Daten von knapp 10.000 Mitarbeitern ein, davon allein 2.500 aus Deutschland. „Die positiven Engagement-Werte von Indien, China und Brasilien könnten auf die Aufbruchsstimmung zurückzuführen sein, die in diesen Ländern herrscht. Die BRIC-Staaten gehören zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Erde und verkleinern den Abstand zu den westlichen Industriestaaten in hohem Tempo“, sagt Jan-Marek Pfau, Projektleiter bei Kienbaum in Berlin.
Japan ist Schlusslicht im Engagement-Index
Die Mitarbeiter in den traditionell starken Volkswirtschaften sind hingegen eher schwach motiviert: Schlusslicht auf Platz 18 ist Japan mit 41 Punkten; auf den Plätzen 14 bis 17 liegen Spanien (53 Punkte), Frankreich (53 Punkte), Hongkong (50 Punkte) und Großbritannien (48 Punkte). „Hier könnte die Finanz- und Wirtschaftskrise stärkere Spuren hinterlassen haben. Gerät ein Unternehmen in Schwierigkeiten und ist sogar der eigene Arbeitsplatz in Gefahr, sinkt häufig die Motivation der betroffenen Mitarbeiter“, sagt Pfau.
Mitarbeiter aus dem Finanzsektor sind am motiviertesten
Im weltweiten Branchenvergleich liegen die Mitarbeiter aus dem Finanzsektor auf Platz eins: Ihr Engagement-Wert beträgt im Schnitt 62 Punkte. Etwa gleich auf liegt die High-Tech-Branche, gefolgt von den Handelsunternehmen mit 59 Punkten. Die Motivation von Angestellten im Öffentlichen Dienst ist entgegen der landläufigen Meinung relativ hoch: Sie erzielen einen Wert von 58 Punkten.
Schweizer gewinnen im Drei-Länder-Vergleich
Im Drei-Länder-Vergleich sind die schweizerischen Mitarbeiter am engagiertesten: Sie erzielen im Schnitt 63 Punkte. Es folgt Österreich mit 60 Punkten und Deutschland mit 57 Punkten. „Die Schweiz mit ihrem starken Bankensektor ist seit Jahrzehnten ein beliebtes Land für Hochqualifizierte aus den umliegenden Staaten. Das könnte ihre Spitzenposition im deutschsprachigen Raum erklären“, sagt Kienbaum-Berater Jan-Marek Pfau.
Deutsche Unternehmen kommunizieren klare Erwartungen
Mitarbeiter in Deutschland schätzen an ihren Arbeitgebern in erster Linie Erwartungssicherheit: 79 Prozent der Befragten bewerten es positiv, dass sie jederzeit wissen, was ihr Arbeitgeber von ihnen im Job erwartet. Knapp drei Viertel der Mitarbeiter können darüber hinaus gut einschätzen, inwieweit sie mit ihrer Arbeit zum Erfolg des gesamten Unternehmens beitragen. Deshalb möchten auch knapp 70 Prozent der deutschen Studienteilnehmer ihrem aktuellen Arbeitgeber treu bleiben.
Schweizer sind mit Gehalt großenteils zufrieden
Bei der Zufriedenheit mit ihrem Gehalt liegen die deutschen Mitarbeiter jedoch deutlich hinter ihren schweizerischen und österreichischen Kollegen: In der Schweiz ist der Anteil derjenigen Mitarbeiter, die mit ihrer Vergütung zufrieden sind, 15 Prozentpunkte höher als in Deutschland, in Österreich sind es 13 Prozentpunkte mehr. Ähnlich ist das Bild bei der Frage, ob die jeweilige persönliche Leistung auch vom Unternehmen anerkannt wird: Hier ist der Anteil der Zufriedenen in der Schweiz zwölf Prozentpunkte höher als in Deutschland. Ebenso groß ist der Unterschied zwischen den Mitarbeitern beider Länder bei der Zufriedenheit mit der Unterstützung durch ihren Vorgesetzten. Auch ihre Weiterbildungsmöglichkeiten schätzen Schweizer und Österreicher besser ein als in Deutschland.
Gute Unternehmensführung motiviert am meisten
Diese Ergebnisse dürften den deutschen Arbeitgebern Kopfzerbrechen bereiten, denn die Aus- und Weiterbildung sind aus Sicht der Mitarbeiter der zweitwichtigste Faktor, der ihr Engagement positiv beeinflusst. Am wichtigsten ist ihnen, dass das Unternehmen insgesamt gut geführt wird. Außerdem legen die deutschen Mitarbeiter viel Wert auf Fairness und Respekt. „Um das strategische Wettbewerbsvorteile im War for Talent zu erzielen und das Engagement der Mitarbeiter nachhaltig zu steigern, ist es notwendig, im Rahmen eines strategischen Engagement Management organisationsspezifische Stärken herauszuarbeiten und Schwächen zu überwinden. Dabei sollte das Engagement Management in bestehende HR-Prozesse wie zum Beispiel das Performance Management eingebunden werden, um den Erfolg eines Unternehmens nachhaltig zu sichern“, sagt Pfau.