Wertschätzung schafft Wertschöpfung
Personalführung. Wertschätzung den Mitarbeitern und Kollegen gegenüber bringt wirtschaftlichen Erfolg.
Wer kennt das nicht? Stress, Zeitdruck und dann noch ein paar unpassende Worte des Vorgesetzten. Die Motivation und das persönliche Engagement bleiben da leicht auf der Strecke. Dass Wertschätzung auch Wertschöpfung für den Betrieb bringt, ist offenbar noch nicht überall angekommen. "Ich habe mich schon lang damit beschäftigt, dass Wertschätzung zum Erfolg führt", sagt Hubert Worliczek vom Cordevos Training Coaching Consulting. Er hat dazu nun gemeinsam mit Elisabeth Zechmeister das Buch "Berufsprinzip Mensch sein" geschrieben.
"Durch fehlende Wertschätzung leidet die Produktivität", betont der Experte. "Wir haben uns deshalb bei Firmenchefs umgehört, ob und wie solche Anforderungen im Betrieb umgesetzt werden."
Vor allem bei den Familienbetrieben in einer Größe zwischen 500 und 1000 Mitarbeitern wird Wertschätzung groß geschrieben. "Vielen gaben an, dass ihnen das schon von den Eltern mitgegeben wurde", betont Worliczek. Hier komme es besonders darauf an, den Mitarbeitern Werte zu vermitteln, nach denen im Unternehmen dann auch gehandelt wird.
Die Notwendigkeit der Wertschätzung beweise auch die Gehirnforschung. "Druck, Stress und Angst aktivieren die 'alten' Gehirnteile und lösen als Reaktion Kampf, Flucht oder Erstarrung aus", sagt Worliczek. Dies sei schlicht die Alarmreaktion des Körpers in der Wildnis.
Mit Wertschätzung werde dagegen der Frontallappen des Großhirns aktiviert, wo die soziale, emotionale und rationale Intelligenz sitze. "Das behfähigt zu intellektueller Bestleistung." Wenn man Mitarbeiter haben wolle, die selbst denken und Probleme lösen könnten, dann sei es sinnvoll, diese Großhirnteile zu aktivieren.
Kein Kuschelkurs nötig
Allerdings dürfe man Wertschätzung nicht mit Kuschelkurs verwechseln, warnt Worliczek, sie sei viel mehr mit Verantwortung verbunden. "Wertschätzung ist ja nicht anstrengend, und alles geht viel einfacher und leichter", sagt der Trainer. "Es ist eine Frage der Einstellung, ob ich einen anderen Menschen achte oder nicht." Die Herausforderung liege aber sicher darin, dass man auch einen Menschen, der einem persönlich unsympathisch sei, als Menschen annehme, wie er eben sei.
Worliczek: "Das erfordert auch eine persönliche Entwicklung, wie man Wertschätzung auch Menschen gegenüber leben kann, die ganz anders sind oder ganz andere Neigungen haben." In seinen Seminaren versucht der Trainer daher, ein Team so zu entwickeln, dass ehrliche Teamarbeit entsteht. Denn Wertschätzung ist nicht nur eine Frage des Vorgesetzten den Mitarbeitern gegenüber, sondern auch der Kollegen untereinander. "Wertschätzung und Achtung für sich und andere sind machtvolle treibende Kräfte und entscheidend für den Erfolg des Einzelnen und des Unternehmens. Den Ausschlag zwischen Wachstum und Niedergang geben oft die menschlichen Komponenten", betont Worliczek. "Wenn sich ein Mitarbeiter mit dem eigenen Arbeitsplatz identifiziert, hebt das sein Engagement." Das funktioniere auch in großen Betrieben, wenn durch Eigeninitiative beispielsweise ein Maschinenausfall behoben werden könne, ohne dass das Werkstattteam anrücken müsse.
Freude an der Arbeit
"Durch Wertschätzung im Betrieb kommt es dazu, dass Menschen gern zusammenarbeiten, dass sie Freude an der Arbeit haben und dass sie einen Sinn in ihrer Arbeit sehen."
Gerade in Krisenzeiten bewähren sich solche Modelle besonders. "Wichtig ist, ehrlich zu den Mitarbeitern zu sein und zu sagen, wenn es der Firma gut geht, aber auch, wenn es schlecht geht", rät Worliczek: "In der Krise kommt die Stunde der Wahrheit, da zeigt sich dann, ob jemand authentisch ist oder die Unternehmenskultur nur in Hochglanzbroschüren zu finden ist." Denn die Mitarbeiter hätten ein feines Sensorium dafür, ob es auch in schwierigen Zeiten Wertschätzung im Betrieb gebe oder nicht. Und da hätten vor allem die Vorgesetzten Vorbildfunktion. Worliczek: "Dann ist die Führungskraft als Persönlichkeit gefordert."
Buchtipp: Hubert Worliczek, Elisabeth Zechmeister: "Berufsprinzip Mensch sein. Wie Wertschätzung zum Erfolg führt". Goldegg Verlag.