Diversity Management schöpft volles Potenzial noch nicht aus
Ernst & Young-Studie zur Messbarkeit von Diversity Management
Unternehmen in Deutschland beschäftigen sich intensiv mit Diversity / Gender-Aspekt dominiert das Diversity Management / Gesamte Bandbreite des Themas wird nicht genutzt / Diversity Controlling steigert Akzeptanz im Unternehmen, weist zugleich noch großes Potenzial auf / Herausforderung für die Unternehmen ist die wirtschaftliche Darstellung der Wirkungszusammenhänge von Diversity-Maßnahmen.
Berlin, 22. Januar 2013 - Die Mehrheit der deutschen Großkonzerne misst die Auswirkungen ihres Diversity Managements: 69 Prozent der Unternehmen erheben regelmäßig Kennzahlen, um die Effekte des Diversity Managements festzuhalten. Das ergab die aktuelle Ernst & Young-Studie „Messbarkeit von Diversity Management in deutschen Unternehmen“, für die die Beratungsgesellschaft deutsche Großkonzerne mit internationaler Geschäftsausrichtung befragt hat.
Die Mehrheit der Studienteilnehmer beschäftigt sich seit dem Jahr 2008 intensiv mit dem Thema Vielfalt: 92 Prozent der Befragten führen Maßnahmen für ausgewählte Diversity-Dimensionen durch. „Die Unternehmen haben die Bedeutung von Vielfalt als Faktor strategischer Unternehmensführung auf jeden Fall erkannt; das zeigen die Ergebnisse unserer Studie. Im Diversity Controlling zeigt sich aber, dass eine umfassende und zielgerichtete Verankerung des Themas im Unternehmen noch viel Potenzial aufweist, denn allein der gute Vorsatz reicht nicht aus“, sagt Nelson Taapken, Partner bei Ernst & Young.
Gender-Aspekt dominiert das Diversity Management
Der Aspekt Gender dominiert in deutschen Unternehmen das Diversity-Thema: 42 Prozent der befragten Unternehmen fokussieren sich in ihrer Ausrichtung auf die Dimension Geschlecht und 39 Prozent der Studienteilnehmer nennen als effektivste Kennzahl „Frauen in Führungspositionen“. Fast die Hälfte der Unternehmen erhebt ausschließlich für den Bereich Geschlecht Kennzahlen. Mit weitem Abstand zu dem Aspekt Gender folgt die Dimension Alter und Demographie, die 17 Prozent der Unternehmen in den Blickpunkt ihrer Diversity-Ausrichtung rücken. Work-Life-Balance wird von zwölf Prozent der Teilnehmer als wichtiger Diversity-Aspekt genannt und immerhin acht Prozent befassen sich im Diversity Management mit sexueller Orientierung und Internationalität.
„Diese starke Fokussierung auf die Dimension Gender lässt vermuten, dass viele Unternehmen Diversity mit Gender gleichsetzen. Wenn dem so wäre, müsste angezweifelt werden, ob sie den Grundgedanken von Vielfalt erkannt haben. Diese unterschiedliche Interpretation von Diversity hat dazu geführt, dass sich Diversity Management in Deutschland noch nicht als ganzheitliches Konzept etabliert hat und Unternehmen nicht das volle Potenzial von Diversity Management ausschöpfen“, erklärt Sabine Rachor, Senior Manager bei Ernst & Young.
Unternehmen interessiert Messung des finanziellen Erfolgs
Alle Studienteilnehmer zeigen großes Interesse an der Messung des finanziellen Erfolgs von Diversity-Maßnahmen, jedoch führt keines der befragten Unternehmen tatsächlich eine Messung des wirtschaftlichen Nutzens durch. Lediglich ein geringer Prozentsatz von Unternehmen erfasst die Kostenseite der Diversity-Maßnahmen und 15 Prozent sind dabei, einen Ansatz zur finanziellen Erfolgsmessung zu entwickeln.
Im Gegensatz zu der quantitativen, finanziellen Erfolgsmessung betreiben 61 Prozent der Unternehmen qualitative Bewertungen von Diversity-Maßnahmen mithilfe von Soll-Ist-Analysen. Bei 31 Prozent der Befragten ist eine qualitative Erfolgsmessung bisher nicht vorgesehen, da sich ihr Diversity Controlling noch im Entwicklungsstadium befindet. Weitere acht Prozent haben an einer qualitativen Messung kein Interesse. „Der quantitative Nachweis des Verhältnisses zwischen Kosten und Nutzen würde eine fundierte und nachhaltige Positionierung des Management-Konzepts in der Geschäftswelt bedeuten. Das Ansehen von Minoritäten würde sich ändern – sowohl in der Gesellschaft als auch im Geschäftsleben“, sagt Nelson Taapken, Partner bei Ernst & Young.
Diversity Controlling weist noch viel Optimierungsbedarf auf
Obwohl die Unternehmen viel Potenzial im Diversity Controlling sehen, steht es gleichzeitig vor einigen Herausforderungen: 38 Prozent der befragten Unternehmen sind der Meinung, dass ein Diversity Controlling zu positiven Auswirkungen führt. 53 Prozent der Studienteilnehmer sind überzeugt, dass sich mithilfe eines Diversity Controllings Veränderungen aufzeigen lassen. Doch im Gegensatz zu den positiven Annahmen sieht knapp ein Drittel der Studienteilnehmer große Hürden bei der Einführung eines Diversity Controllings. Der Grund hierfür ist, dass 46 Prozent der Unternehmen die Quanitfizierbarkeit eines Diversity Management Business Cases anzweifeln, da Wirkungszusammenhänge nicht eindeutig darstellbar sind. Außerdem mangelt es in allen Unternehmen an einer eigenen Diversity-Controlling-Abteilung bzw. einem zuständigen Controller, der nur für die Analyse und Aufbereitung der Diversity-Kennzahlen zuständig ist.
Unternehmen schätzen Diversity Controlling als ausbaufähig ein
Die Selbsteinschätzung der Unternehmen in Bezug auf das eigene Diversity Controlling ist realistisch: Während nur acht Prozent ihrem Controlling einen hohen Reifegrad zuschreiben, bewertet die Mehrheit der Unternehmen mit 61 Prozent ihr Controlling als ausbaufähig. Die restlichen 31 Prozent schätzen den Reifegrad ihres Diversity Controllings als niedrig ein.
„Die meisten Unternehmen besitzen immerhin im Ansatz Messinstrumente zur Erhebung, Kontrolle, Steuerung und Analyse von Diversity Management. Der Ausbau von Messinstrumenten, wie der Diversity Balanced Scorecard, würde helfen Wirkungszusammenhänge zu erkennen und zu bewerten. Ein weiteres Thema ist das Fehlen eines einheitlich anwendbaren Messinstruments, gegebenenfalls in Form einer technischen Lösung, um die Komplexität von Diversity abzudecken. Außerdem können regelmäßige Industrie-Benchmarks die Weiterentwicklung des eigenen Diversity Managements unterstützen. Insgesamt birgt das Diversity Management noch viel Potenzial, das Unternehmen dringend nutzen sollten, um sich langfristig erfolgreich zu positionieren“, so Rachor.