MO5-Wertschöpfungskette
in Anlehnung an Porters (1985, 2000) Idee, wertschöpfende Aktivitäten exakt zu ermitteln und gegeneinander abzugrenzen, von Scholz (2003) zur Beschreibung der Wertschöpfung der Personalarbeit (-> Personalmanagement) definierte Personalwertschöpfungskette.
Die M05-Wertschöpfungskette beinhaltet fünf Wertschöpfungsziele:
- Alleinstellung durch die Positionierung (-> Profilierungsfunktion) des Personalmanagements als Marke (-> Brand).
- Talentoptimierung durch gezielten Ausbau und Vernetzung der Kernkompetenzen.
- Führungserfolg durch effektive Motivation und Beziehungsorientierung (-> Führungsstilmodell der Ohio-State-Forschung) der Mitarbeiter.
- Schnelligkeit durch die Beschleunigung und Optimierung von Prozessen.
- Varietätsbewältigung durch den gezielten Umgang mit Umweltkomplexität.
Die Verknüpfung der definierten Ziele findet dabei nicht, wie bei Porter, zeitlich beziehungsweise funktional statt, sondern kompetenzbezogen, sodass eine Analyse, Ordnung und Darstellung wertschöpfungsbezogener Kompetenzen stattfindet.
Zur Institutionalisierung der Wertschöpfung in der Personalarbeit werden in das Modell als weitere Logik die beiden aus der Neuen Institutionenökonomie nach Coase (1937) und Williamson (1975, 1985, 1991, 1996) bekannten grundlegenden Steuerungs- beziehungsweise Koordinationsmechanismen als Gestaltungsprinzipien integriert: Der Markt, in dem autonome Akteure in immer neu aushandelbaren Transaktionsbeziehungen aufeinander treffen, und die Organisation als hierarchisches Strukturprinzip mit Lenkungs- und Ordnungsfunktion. Unternehmen realisieren ihre Leistungen entweder über die Marktlösung oder die OrganisationsIösung. Rational agierende Unternehmen entscheiden dabei produktions- und transaktionskostenorientiert. Entscheidet sich das Unternehmen für die Implementierung der Wertschöpfungskette über die Marktlösung, regulieren Angebot und Nachfrage im Unternehmen die Wahl über die Vielfalt vorhandener Lösungsalternativen. Eine Realisierung der Wertschöpfungskette über die Organisationslösung bedeutet eine hierarchische Organisation, die die Personalarbeit vorschreibt.
Jedes der fünf Wertschöpfungsziele kann jeweils alternativ über die Marktlösung oder die Organisationslösung erfüllt werden. Durch dieses Vorgehen entstehen der Personalarbeit viele Ziel-Lösungskombinationen.
Beide Lösungen, die des Marktes und die der Organisation werden in Abhängigkeit der fünf genannten Wertschöpfungsziele konkretisiert und mittels des M05-Modells, welches in Abbildung 1 dargestellt ist, visualisiert.
Für die Marktlösung identifiziert Scholz die Marktplätze
- Kernkompetenzmarktplatz,
- Potenzialmarktplatz,
- Motivationsmarktplatz,
- Innovationsmarktplatz sowie
- Informationsmarktplatz
im Unternehmen. Für die Organisationslösung sind folgende fünf Konkretisierungen in der MO5-Wertschöpfungskette vorgesehen:
- Identifizieren und Einstellen der richtigen Mitarbeiter.
- Festlegen der Entwicklungspfade.
- Beziehungsorientiertes Lenken der Mitarbeiter.
- Aufgabenorientiertes Managen der Leistung sowie
- Vergüten, Etablieren der Position, Planen der Nachfolge.
In das hier beschriebene Grundmodell der MO5-Wertschöpfungskette lassen sich auch die Grundfunktionen des Personalmanagements, Personalbeschaffung, Personalentwicklung, Personaleinsatz, Personalführung (-> Mitarbeiterführung) und Personalvergütung integrieren. Somit entsteht die prozessfokussierte Erweiterung der MO5-Wertschöpfungskette, die in Abbildung 2 gezeigt wird.
Im Hinblick auf den zunehmenden Einsatz webbasierter Systeme und Anwendungen - als Oberbegriff für Internet und Intranet samt allen zugehörigen Funktionen und darauf basierenden Technologien zur Unterstützung der Personalfunktionen, dient die MO5-Wertschöpfungskette als Gestaltungsgrundlage eHRM-Lösungen zu planen und zu implementieren. Webbasierung wird dabei als Mittel gesehen, personalwirtschaftliche Wertschöpfungsziele in ihrer Erreichung zu unterstützen. Jede der zehn Waben der MO5-Wertschöpfungskette kann durch spezifische Kategorien von Web- beziehungsweise Softwarelösungen (z. B. eRecruiting (-> eHRM), -> eLearning) unterstützt werden, die gemäß ihres Ausmaßes an hierarchischen Vorgaben sowie autonomen Gestaltungsmöglichkeiten dem Organisationsprinzip beziehungsweise dem Marktprinzip zugeordnet werden.