Recruiting: Österreich hinkt noch hinterher

Heimische Betriebe haben die Herausforderungen im modernen Recruiting oft noch nicht erkannt. Das zeigt die Studie "Career’s Best Recruiters", die ersmals die Recruitingqualität von deutschen und österreichischen Unternehmen testete. Zentraler Punkt dabei: Auch der Personalmarkt ist inzwischen international. In einer globalisierten Wirtschaft gibt es nicht nur einen weltweiten Wettbewerb um Marktanteile. Erhöhte Jobwechselbereitschaft von Arbeitnehmern sowie steigender Fach- und Führungskräftemangel sind die wesentlichen Gründe, warum sich Arbeitgeber noch mehr um ihr wichtigstes Kapital kümmern müssen: qualifizierte Mitarbeiter.

Studie in Deutschland

Nach der Employer-Branding-Studie "Career’s Best Recruiters" vergangenes Jahr in Österreich wurden nun zum ersten Mal auch Deutschlands beste Recruiter untersucht. Monica Wertheim, Vice-President Employer Branding bei E.ON: "Bewerber sind für uns wie Kunden und Kundenorientierung ist Teil unserer Unternehmenskultur. Studien wie ,Career’s Best Recruiters‘ helfen uns dabei, die Zufriedenheit der Bewerber zu messen. Wenn sich hier Defizite zeigen, können wir schnell erkennen, was wir nachhaltig verbessern müssen." Die Studie zeigt klar: Deutsche Arbeitgeber schneiden über alle Branchen hinweg besser ab als österreichische. Durchschnittlich erreichten die nördlichen Nachbarn sogar zehn Prozent mehr Punkte. Einziger Lichtblick für Österreich: Auf die ausgesendeten Initiativbewerbungen antworten deutsche Arbeitgeber zwar häufiger, aber weniger individuell als österreichische. Das ist ein Hinweis auf die stärker standardisierten Bewerbungsprozesse in Deutschland. Zwei auffällige Gemeinsamkeiten finden sich aber doch: Die beiden Hauptstädte Wien und Berlin zählen nicht zu den Topstädten der jeweiligen Länder.

Viel Aufholbedarf

Im Vergleich zu Deutschland stecken die Recruitingmaßnahmen der österreichischen Arbeitgeber noch in den Kinderschuhen. Deutsche Betriebe schneiden über alle Branchen hinweg besser ab. "Unternehmen, die in Zukunft beim Ringen um qualifizierte, talentierte und motivierte Bewerber die Nase vorn haben möchten, kommen auf die Dauer nicht umhin, bei der Beurteilung der eigenen Recruiting-Aktivitäten die Perspektive der Bewerber einzunehmen", betont Studienautor Markus Gruber. Laut HR-Experten Armin Trost reichen langweilige und überladene Karriere-Websites nicht mehr aus. Kreativität in der Bewerberansprache ist gefragt. Erst wenn man die passenden Kandidaten gefunden hat, beginnt die Bewerbungsphase. Sie ist ausschlaggebend dafür, den Bewerber schlussendlich für das Unternehmen zu gewinnen. "Hier kann ein Unternehmen punkten, wenn es schneller, transparenter und wertschätzender vorgeht", empfiehlt Trost.

Aktive Kommunikation

Die Studie zeigt auch: Aktiv auf Bewerber zuzugehen und Informationen da anzubieten, wo Bewerber sie suchen, sind die Schlüsselfaktoren für erfolgreiches Recruiting. Kommunikation auf Augenhöhe ist heute ohnehin unverzichtbar. Unternehmen müssen die Nähe zum Kandidaten suchen, denn High Potentials werden schon lang nicht mehr auf dem Silbertablett serviert.