Arbeit 2030 – (k)ein Blick in die Glaskugel.
Fliegende Autos, autonome Siedlungen unter Wasser, Leben auf dem Mond und humanoide Roboter auf der Erde. Als Kind schaute ich mir allzu gerne bebilderte Sachbücher meines Vaters an. Darin: Zukunftsvisionen der 70er, die uns zeigen sollten, wie Menschen im Jahr 2000, 2010 oder gar 2020 leben würden. Rückblickend können viele dieser Zukunftskonzepte als verfrühte Träumereien abgetan werden.
Leider bin ich heute morgen nicht zur Arbeit geflogen, leider schlafe ich heute Nacht nicht in meinem Haus unter Wasser und menschliche Roboter sind noch immer hochempfindliche Prototypen, die das Labor selten verlassen.
Doch Zukunftsszenarien können auch konservativer, realistischer und somit sinnvoller beschrieben werden. Fernab der prächtigsten Luftschlösser, weit weg von Wolkenkuckucksheim, liegen Studien und fundierte Prognosen bereit. Zeit die Arbeitswelt 2030 zu erforschen. Dazu möchten wir eine neue Serie beginnen: “Arbeit 2030 – ein Blick in die Glaskugel.”. Darin sollen mögliche Zukunftsszenarien zum Arbeitsmarkt, dem Arbeitsplatz, der Führungs- und der Arbeitskultur ausgeführt und analysiert werden.
Sehen wir uns zum Start die Demographie der Arbeitswelt im Jahre 2030 an. Mit wem arbeiten wir zusammen ? Welche Altersgruppen sind besonders stark vertreten, welche Bevölkerungsschichten schwinden? Grundsätzlich gehen die Prognosen für den DACH-Raum in dieselbe Richtung.
Die Alten werden älter (und mehr).
Alle OECD-Länder sind einer massiven Alterung der Bevölkerung ausgesetzt. Seit den 70er Jahren ist die Fertilität abgerutscht (bewegt sich in Deutschland und CH um 1,5 seit Mitte 70er). Zu einer “Bestandserhaltung der Elterngeneration” (wie es die Robert Bosch Stiftung umschreibt) müsste die Fertilitätsrate aber bei mindestens 2,1 liegen. Das war in der Schweiz und Deutschland zuletzt 1970 der Fall.
Die Lebenserwartung ist mittlerweile schon auf ein sehr hohes Niveau angestiegen (85,3 bei den Frauen, 81,5 bei den Männern) und wird noch weiter steigen. Im Jahr 2030 sollen die Schweizer im Durchschnitt 84 bis 87 Jahre alt werden. Die demographische Entwicklung wird also zu einem deutlichen Rückgang von Kindern und Jugendlichen führen, dazu werden die Älteren zahlreicher. Wir bahnen uns also einem Arbeitsmarkt mit weniger jungen Talenten und mehr Rentnern an.
Ausnahmen bilden dabei die Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund, hier steckt der demographische Wandel in einem anderen Stadium.
Der Anteil Jüngerer ist deutlich höher und die nächste Generation wird sich von der Elterngeneration merklich unterscheiden. Die Integration in den Arbeitsmarkt wird dann noch besser sein. 2030 werden die heute unter den Kindern und Jugendlichen stärker vertretenen Gruppen mit Migrationshintergrund eine grössere Rolle auf dem Arbeitsmarkt spielen.
Chance und Risiko.
Besonders in der Schweiz birgt die Bevölkerungsgruppe mit Migrationshintergrund aber auch ein spezielles Risiko. Sie gleichen zwar an vielen Stellen den nationalen Fachkräftemangel aus, sind jedoch häufig als Aufenthalter befristet ansässig und damit keine verlässliche Konstante auf dem Arbeitsmarkt. Die Politik anderer Länder beeinflusst dabei die Zu- und Abwanderung der Migranten. Werden neue Anreize gesetzt, kann kurzfristig ein Mangel oder ein Überschuss an Fachkräften entstehen.
Ziel sollte es also sein, die Zuwanderung auf einem stabilen Niveau zu halten um dabei einem Fachkräftemangel vorzubeugen. Ausserdem soll die zukünftige Produktivität durch eine “Verlängerung des individuellen Erwerbslebens” gesichert werden, so drückt es zumindest das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) aus. Denen, die nicht mit ihrer Arbeit verheiratet sind, wird das sicher sauer aufstossen. Das kann nämlich auch eine weitere Erhöhung des Renteneintrittsalters bedeuten.
Auf der anderen Seite steht die Nachfrage nach Arbeitskräften. Ist es überhaupt ein Problem, dass der Anteil Erwerbstätiger zurückgeht, wenn in Zukunft sowieso die Maschinen für uns arbeiten? Entstehen nicht sogar Überschüsse an Arbeitskräften durch die Industrie 4.0?
Jein, einerseits gehen die Arbeitsplätze in Fertigung und Verwaltung zurück, andererseits steigt der Bedarf nach Managern. Für Deutschland liegen die Zahlen hier bei knapp – 2 Millionen (Fertigung + Verwaltung) und + 170.000 (Manager) laut einer Studie des Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Darüber hinaus steigt natürlich, durch die Alterung der Gesellschaft, die Nachfrage nach Altenpflegern und Betreuern (+120.000). Die Erzieher leider hingegen unter der schwindenden Jugend (-180.000). In bestimmten Sektoren entstehen also Lücken bzw. Fachkräftemängel.
Welche Herausforderungen stehen uns also bevor?
Der demographische Wandel ist klar erkennbar: Unsere Gesellschaft wird älter und damit auch unsere Arbeitskräfte. Für die Unternehmen gilt es nun einerseits die Ansätze zur Beschäftigung und Weiterbildung älterer Mitarbeiter weiter zu verbessern, aber dabei gleichzeitig nicht die jüngere Generation aus den Augen zu verlieren. Schliesslich werden junge Talente immer weniger, umso wichtiger ist es das Recruiting dieser weiter zu verbessern und den eigenen Employer Brand zu stärken.