Drei Millionen oder fünf?

Vom Doping im Job und der Notwendigkeit einer Langfrist-Strategie

Letzte Woche wurde der Gesundheitsreport 2015 der DAK vorgestellt.

Nach Angaben der Krankenkasse lag die Zahl der Berufstätigen, die eigentlich gesund waren, aber trotzdem regelmässig leistungssteigernde Mittel oder Stimmungsaufheller einnahmen, bei etwa drei Millionen. Das entspricht einer Steigerung in den vergangenen sechs Jahren um 2 Prozentpunkte auf 6,7 Prozent der Beschäftigten. Man gehe jedoch von einer Dunkelziffer von bis zu 12 Prozent oder rund 5 Millionen Beschäftigten aus, die schon einmal derartige Substanzen missbräuchlich eingenommen haben.

Fazit war hier zudem: "Je unsicherer der Arbeitsplatz und je einfacher die Arbeit, desto höher ist das Risiko für Hirndoping." Bei Beschäftigten mit einer einfachen Tätigkeit hätten bereits 8,5 Prozent Stimulanzien eingenommen, bei Gelernten oder Qualifizierten seien es 6,7 Prozent gewesen und bei Hochqualifizierten 5,1 Prozent. Hier landet man gedanklich sofort beim Retention Management.

Diese Zahlen lassen aufhorchen, weil sie mehrere Dinge zeigen.

1.   Statt Selbststeuerungsmechanismen wird reflexhaft zum Medikament gegriffen. Wenn schon Leistung, dann überstrapazieren und lieber noch ein wenig mehr als weniger unterstützen und stimulieren? Das macht einigermassen ratlos, vor allem deshalb, weil wir dringend eine neue Strategie des selbstbewussten Umgangs mit Stressoren benötigen. Es wird immer wichtiger, dass die Schulungen im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements dem Thema Rechnung tragen.

2.   Werden diese Effekte auch bei der Gefährdungsanalyse im Rahmen des Arbeitsschutzgesetztes abgefragt oder wird so etwas lieber schnell unter den Tisch gekehrt statt ehrlich zu thematisieren?

Wie viel Sympathie hat eigentlich die Führungsspitze eines Unternehmens für diese Art „Leistungsbereitschaft“?

Fazit: Man kann es drehen und wenden, die Frage stellt sich jedenfalls: Ist dieses Phänomen auch so stark in Unternehmen verbreitet, die gezielt auf Eigenständigkeit und gesunde Leistung ihrer Mitarbeiter setzen? In Zeiten des Bevölkerungswandels, wo laut aktueller Prognosen von 2013 bis 2050 von etwa 34,3 Prozent Rückgang bei den potenziellen Arbeitskräften in Deutschland ausgegangen wird, bewegen wir uns mit solchen Zahlen auf ein gefühltes Hamsterrad zu. Es muss dringend gehandelt werden und wir brauchen bei allem Reden/allem Handeln einen kultivierten Umgang miteinander. Übrigens, wir landen immer wieder beim Thema Vertrauen…

Einige dieser Thesen, da bin ich mir sicher, werden auf dem Coachingkongress in Erding diskutiert werden.

Infos: http://www.brainjoin.com/termine
Workshop: http://www.brainjoin.com/termin/vertrauen-von-und-mit-stresshelden