Wie man ein D.R.E.A.M. T.E.A.M. formt und an die Spitze führt
Unsere Handball-Europameister als perfektes Beispiel für Führungskräfte
Teambildung, Führung, Motivation, Konfliktmanagement und Strategie. Die Handball-Europameisterschaft in Polen und unsere Nationalmannschaft haben perfekten Anschauungsunterricht geboten, wie man erfolgreiche Mannschaften bildet, formt und führt, nicht nur „auf dem Platz“, sondern auch in Unternehmen. Was macht nun ein echtes DREAM TEAM in beiden Lebenswelten aus, was sind dafür die entsprechenden Bausteine und Erfolgsfaktoren? Auf Basis meiner Erfahrungen habe ich die einzelnen „Buchstaben“ wie folgt „übersetzt“:
Das macht ein DREAM TEAM aus
D efinition motivierender Ziele
R ollen klar verteilen
E ingreifen und Entscheiden
A nreize und Atmosphäre schaffen
M ischung
T eamgeist entwickeln und pflegen
E insatz zeigen und verlangen
A chtung des Einzelnen
M otivation hoch halten
- D steht für Definition einer motivierenden Mission und/oder eines begeisternden Leitbildes. Dabei ist es egal, ob man sich vornimmt Europameister, Marktführer oder der „Beliebteste Arbeitgeber“ zu werden. Wenn die Ziele und die nötigen Maßnahmen dann noch gemeinsam mit dem Team entwickelt werden, umso besser! Die deutsche Mannschaft wurde noch kurz vor Beginn des Turniers in Polen für die Zielvorgabe „Wir wollen Europameister werden“ von vielen belächelt. Aber von Spiel zu Spiel konnte man erkennen, dass dieser Anspruch auf dem Bewusstsein der eigenen Stärken, eines klaren Planes und vor allem dem unbedingten Willen aller Beteiligten beruhte.
- R wie Rollen klar verteilen; oder „der richtige Mann am richtigen Platz“. Klare Zuordnung von Aufgaben und Verantwortungen auf Basis der Stärken der einzelnen „Spieler“ beseitigt Missverständnisse im Team, jeder kann sich auf seine Position konzentrieren, Verschwendung von Energie wird vermieden. Die Schnittstellen beim Zusammenspiel verschiedener Bereiche und der einzelnen Spezialisten müssen klar definiert sein.
- E = Eingreifen und Entscheiden. Als Führungskraft aufmerksam und im ständigen Kontakt mit der Mannschaft bleiben und bei Abweichungen entsprechend frühzeitig eingreifen, auch um irreparablen (und teuren) Schaden zu vermeiden. Dagur Sigurdsson hat Führungsstärke bewiesen, als er nach der Auftaktniederlage seiner Mannschaft gegen Spanien wenige, aber wirkungsvolle Umstellungen vornahm und unaufgeregt die Ausfälle von wichtigen Spielern auch durch Nachnominierungen problemlos kompensierte. Und die Revanche gegen Spanien erfolgte dann ja eindrucksvoll im Finale…
- A wie Anreize und Atmosphäre schaffen. Menschen, egal „auf dem Platz“ oder in einem Unternehmen arbeiten zwar für Geld, aber nicht ausschließlich. Dieser Wunsch nach Beachtung, gemeinsam mit Kollegen/innen etwas Besonderes zu erreichen, treibt Menschen oft mehr an, als nur das monatliche Gehalt oder eine zusätzliche Prämie. Gemeinsam hart arbeiten, „gleiches Recht für Alle“, Spaß haben und bei Erfolgen auch kräftig Feiern ist der entsprechende „Treibstoff“, der zu besonderen Leistungen motiviert.
- M gleich Mischung. Erfahrung und Jugend, Experten und „Querdenker“, Introvertierte und „Spaßmacher“. So hat man Freude an der Arbeit im Team und man kann voneinander lernen. Für die Führungskräfte in Unternehmen bedeutet dies ganz besonders, dass die Suche nach Talenten (die auch empathische Führung und entsprechende Freiräume erwarten) immer wichtiger wird, aber auch die „Alten“ wertvolle Erfahrungen und Beiträge zum Erfolg liefern können.
- T wie Teamgeist entwickeln und pflegen. Jeder ist im Team gleich wichtig, es darf keine „Lieblings- und Ersatzspieler“ geben, gerade wenn man in überschaubaren Mannschaften, oder kleinen Unternehmen auf verlässliche Zusammenarbeit und „blindes Verständnis“ angewiesen ist. Dazu ist das Beispiel unserer Europameister geradezu perfekt. Als krasse Aussenseiter ins Turnier gestartet, ohne Stars und „Diven“ war der Zusammenhalt im Team ihre größte Stärke. Ausfälle von Leistungsträgern wurden problemlos kompensiert, Rückschläge während der Spiele mit vorbildlichem Kampfgeist ausgeglichen. Und nicht nur durch den überragenden Torhüter Andreas Wolff („Wolff´s Revier“) wurde einem die Erfolgsformel „Einer für Alle, Alle für Einen“ wieder plastisch vor Augen geführt.
- E = Einsatz zeigen und verlangen. Erfolg beruht mehr auf „Transpiration“ als auf Inspiration. Und dies betrifft nicht nur die Mannschaft im Spiel, sondern ganz besonders den Coach am Spielfeldrand. Morgens der Erste, Abends der letzte ist hier der Anspruch an die Verantwortlichen. Vorleben statt nur „Vorbeten“, nicht von anderen verlangen, was man selbst nicht bereit ist zu tun. Auch hier kann der deutsch Coach Sigurdsson als Vorbild gelten. Akribische Vorbereitung auf den jeweiligen Gegner, Ausarbeitung von individuellen Matchplänen, sich nicht in den Vordergrund stellen und sein unaufgeregtes, aber entschlossenes Handeln bei auftretenden Problemen.
- A = Achtung des Einzelnen, alle Beteiligten als Persönlichkeit respektieren. Bei Misserfolgen keine Sündenböcke suchen, und schon gar nicht Einzelne vor dem Team oder öffentlich diskreditieren. Dass dabei kein Missverständnis aufkommt: Respektvolles Umgehen und Achtung des Einzelnen bedeutet nach meinen Erfahrungen nicht „in Watte packen“ oder „Weggucken“. Bei Fehlverhalten und/oder mangelnder Leistung bedarf es klarer Worte, aber hier ist das „Wie“ entscheidend. Emotionen oder persönliche Angriffe sind fehl am Platz, klare Argumentation, das Aufzeigen der Fakten, der Austausch von Argumenten und das Anbieten von Unterstützung stehen im Mittelpunkt.
- M wie Motivation hoch halten. Beim Einsatz entsprechender Mittel (z.B. „Ansprachen“ vor gesammelter Mannschaft, Einzelgespräche) ist es entscheidend, glaubwürdig zu sein, Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der Einzelnen zum Ausdruck zu bringen und keine Angst vor Versagen zu wecken. Und dabei ist es egal, ob Gespräche „in der Kabine“, oder am Schreibtisch geführt werden. Gerade wenn´s mal nicht so richtig läuft, gehört das entsprechende Aufmuntern zu Eigenschaften einer echten Führungskraft, egal ob in „Leder- oder Turnschuhen“. Dass sich hier bei den Verantwortlichen „die Spreu vom Weizen trennt“ ist auch klar, weil nach einer fernöstlichen Weisheit „bei ruhigem Wetter jeder leicht Steuermann sein kann.“
Und nach diesem perfekten Start in das Sportjahr 2016, freue ich mich noch mehr auf die kommenden Highlights in diesem Jahr. Ich bin jetzt mal gespannt, welches DREAM TEAM wir dabei noch erleben und feiern dürfen. Egal, ob bei den Olympischen Spielen in Brasilien ( wieder unsere Handballer, der „Deutschland Achter“, unsere Hockey-Mannschaften,…?), oder auch bei der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich. Wie auch immer, mein Trikot und ich sind auf jeden Fall bereit!
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