Als VORBILD führen
Von Jogi Löw und unseren Weltmeistern lernen
Beim idealen Chef wird darauf geachtet, dass er ein loyaler, offener, kommunikativer und glaubwürdiger Typ ist, der auch Rückhalt bietet. Arbeit soll Sinn und Spaß machen, Flexibilität bieten und Freiräume beinhalten. Um als Führungskraft akzeptiert zu werden, gewinnen deswegen neben der fachlichen Expertise immer mehr die charakterlichen Eigenschaften an Bedeutung.
Jogi Löw hat als „Welt-Trainer 2014“ perfekten Anschauungsunterricht geboten, wie wichtig das „Vorbild-sein“ zu einer erfolgreichen Mannschaftsführung gehört, auch nach den Worten von Albert Schweitzer: „Ein Beispiel zu geben nicht die wichtigste Art ist, wie man andere beeinflusst, sondern die einzige!“. Ein VORBILD zeichnet vor allem aus:
- V steht für Verantwortung übertragen. „Zeig der Welt dass Du besser bist als Messi!“ So motivierte Jogi Löw Mario Götze vor dessen Einwechslung im Finale gegen Argentinien. Gerade junge Menschen (auf dem grünen Rasen oder im Büro) wachsen an anspruchsvollen Aufgaben und brauchen das Vertrauen ihres Vorgesetzten getreu dem Prinzip „Fördern durch Fordern.“ Genauso wäre es kontraproduktiv, wenn man gerade Experten und Leistungsträger ständig kontrolliert und Ihnen im Detail vorgibt, wie sie was zu erledigen haben. Dies würde nicht nur zu deren Demotivation und „inneren Kündigung“ führen, sondern auch zu Leistungsabfall und Produktivitätsverlusten durch deren ständige Delegation von Entscheidungen „nach oben“.
- O wie Orientierung geben. „Wir wollen Weltmeister werden!“ Nicht nur im Mannschaftssport, sondern gerade im Unternehmen wollen die Menschen „das „Große Ganze“ sehen, verstehen, wohin die Reise geht, und welche Rolle sie dabei spielen. Ehrgeizige und motivierende Ziele setzen, dazu eine wirkungsvolle Strategie entwickeln und dann noch die entsprechende Taktik (Massnahmen) festlegen. Eine klare Festlegung der Positionen, Aufgaben und Schnittstellen in der Zusammenarbeit schafft Sicherheit und verhindert Reibungsverluste. Und auch wenn man nicht überall Weltmeister werden kann, schärfen ehrgeizige Ziele den Fokus und verhindern Nachlässigkeiten.
- R = Respektvolle Behandlung. „Wat woll´n se von mir?“ Die anschließende Reaktion von Per Mertesacker – nämlich die volle Unterstützung der Mannschaft von der Ersatzbank aus - zeigt, wie wichtig es bei erfolgreicher Mannschaftsführung ist, alle Beteiligten „mitzunehmen“, besonders auch bei Misserfolgen. Respektvolles Umgehen bedeutet nach meinen Erfahrungen aber nicht „in Watte packen“ oder „Weggucken“. Bei Fehlverhalten und/oder mangelnder Leistung bedarf es klarer Worte, aber hier ist das „Wie“ entscheidend, Emotionale Ausbrüche sind fehl am Platz. Das Trennen von Ergebnis und Leistung, sachliche Argumentation, das Aufzeigen von „Soll und Ist“ und das Anbieten von Lösungs- und Verbesserungsmöglichkeiten stehen im Mittelpunkt.
- B wie Berechenbar sein, aber nicht berechnend. „Man musste sich auf mich und mein Wort verlassen können.“ So blickt ein anderer großartiger Trainer, Ottmar Hitzfeld, auf seine Karriere zurück. Nichts ist schlimmer und verunsichert die Beteiligten mehr, als wenn ein Vorgesetzter bei Aufgabenzuordnungen einen nicht nachvollziehbaren „Zick-Zack-Kurs“ fährt, oder willkürliche und nicht nachvollziehbare Entscheidungen trifft. Diese Handlungsweise lähmt die Organisation verhindert selbstständiges Denken und die Übernahme von Verantwortungen. Die „Spieler“ müssen sich auf Absprachen verlassen können, nur so kann Höchstleistung mit und im Team erbracht werden.
- I nspiration. „Ihr müsst heute so viel geben wie noch nie, dann werdet ihr das bekommen, was ihr noch nie hattet!“ So schwor Jogi Löw sein Team vor dem Endspiel gegen Argentinien ein. Gemeinsam im Team etwas Besonderes zu erreichen, das wünscht man sich, egal ob im Wettkampf auf dem grünen Rasen, oder als Mitarbeiter/in im Unternehmen. Für die Verantwortlichen bedeutet dies, die anvisierten Ziele „greifbar“ zu machen und entsprechende Anreize zu schaffen. Dazu gehört auch das Aufzeigen von neuen Wegen und Lösungen zur Zielerreichung, das Schaffen von Freiräumen für „Experimente“ und auch einmal gemachte Fehler zu akzeptieren und daraus wiederum zu lernen.
- Loben und Lachen, vielleicht auch wie Lukas Podolski Menschen, egal auf dem Platz oder im Büro, arbeiten zwar für Geld, aber nicht ausschließlich. Beachtung und Anerkennung zu finden, motiviert Menschen oft mehr an, als nur das normale Monatsgehalt. Deswegen kostet ein ehrlich gemeintes, verdientes Lob nicht nur kein Geld, sondern wird auch vom Gegenüber erwartet. Es spornt sowohl den direkt Gemeinten zu weiterem Einsatz an, als auch die anderen Teammitglieder und wird mit entsprechender Leistung zurückgezahlt. Und zu einem tollen Betriebsklima muss man als Führungskraft ja nicht jeden Tag den „Pausen-Clown“ (z.B. wie Lukas Podolski) geben, aber mit gemeinsamen Aktivitäten Spaß haben und ein herzhaftes Lachen (auch über einen selber) dürfen schon auch sein.
- D = Demut. "Man sollte das Ergebnis jetzt auch nicht zu hoch hängen. Wir müssen jetzt Demut haben und uns mit aller Ruhe auf das Finale vorbereiten." Dies war die Analyse von Jogi Löw nach dem triumphalen 7:1 Sieg seiner Mannschaft im Halbfinale gegen Brasilien. So wünscht man sich „geerdete“ Führungskräfte, die keine Selbstdarsteller sind, sich bei Erfolgen nicht in den Vordergrund drängen und bei Misserfolgen nicht die Schuld beim Team suchen. Chefs wie Jogi Löw werden als echte Führungspersönlichkeiten akzeptiert, weil ihre Autorität auf fachlicher Kompetenz und speziell menschlichen Eigenschaften basiert und weniger auf der eigentlichen Position.
Für den Erfolg unseres Teams in Brasilien, und speziell für Jogi Löw´s Art zu agieren, gibt es wahrscheinlich keine bessere Beschreibung als die von einem des „Größten“ und wahren Vorbildes auf dem Fußballplatz, von Pele: „Erfolg ist kein Zufall. Er kommt zu uns durch harte Arbeit, Ausdauer, Lernen, Aufopferung und vor allem Liebe zu dem, was wir tun, oder lernen.“ Und das gilt bestimmt nicht nur für „auf dem Platz“, sondern auch für das Büro.
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