Innovation im Spannungsfeld von digitalem Lernen und Wissenschaft

Personal Swiss: New Work – Future Skills, New digital Learning

Nachgefragt auf der Personal Swiss bei Anja Lipps, Bereich Learning Design bei time4you

Anja Lipps, Learning Designerin bei time4you GmbH, stellte am ersten Messetag das innovative mHealth-Projekt IMPACHS vor, das im Rahmen des Eurostars-Programm der EU gefördert wird.

Den Fokus ihres Vortrags legte sie auf Inhalte und  Tools für Patientenedukation und ambulante Therapie, die von einem Team mit der entsprechenden methodischen, fachlichen, wissenschaftlichen, klinischen und technischen Expertise entwickelt wurden. Die Zahlen sprechen für sich: neun Lernmodule, insgesamt ca. 15 Stunden Lernzeit, neun Monate Umsetzung, sechs Autoren aus vier Organisationen, die Realisierung in bislang drei Sprachen und vieles mehr, all das steht hinter IMPACHS.

Die  komplexe eHealth-Lösung, die technisch auf der mHealth-App von Monsenso (DK) und der mobilen Lösung der IBT SERVER-Software der time4you GmbH (DE) basiert,  hat sowohl Patienten- als auch Therapeutenbelange im Blick und begeistert Anwenderseite und Forschung gleichermaßen. Bislang hat das System im Spannungsfeld zwischen digitalem Lernen und Psychotherapie mehrere Awards gewonnen, so wurde es unter anderem als Projekt des Jahres 2019  auf der didacta mit der Spitzenposition 1 prämiert. 

In Zürich wurde das deutsch-dänische Forschungsprojekt mit großem Interesse wahrgenommen und es gab zahlreiche Nachfragen  seitens der Verantwortlichen aus der Weiterbildung nach zielführenden methodisch-didaktischen  Prinzipien, Feedbacksystem  und nach interaktivem Learning Design.

Frau Lipps, beim IMPACHS-Projekt  stellt sich sofort die Frage, wie gelingt das Zusammenspiel bei solch anspruchsvollen interdisziplinären Projekten, was ist die größte Herausforderung?

  1. Lipps: Die größte Herausforderung? Es gibt so viele Aufgaben, die vor einem liegen und „Hierher“ rufen. Die Kunst besteht dann darin, diese Möglichkeiten auf den Punkt zu bringen. Gemäß dem Motto: „oft ist weniger mehr“. Man kann theoretisch immer ein Feuerwerk an didaktischen Optionen starten, aber sobald überfrachtet wird, kehrt sich der Effekt ja um, Das ist wie mit der berühmten PowerPoint und den unzähligen Animationen, die dann keiner mehr sehen mag. Es geht darum, die Inhalte für die Zielgruppe nutzbar zu machen, indem man das Wesentliche auf den Punkt bringt.

Was war für Sie und das Team der schönste Moment beim Hochleistungsprojekt IMPACHS?

  1. Lipps: Ganz klar: die Vielfalt und die Verzahnung. Wir haben ja an neun Modulen parallel gearbeitet, dazu in drei verschiedenen Sprachen – am Anfang ist das ja immer sehr theoretisch. Umso schöner der Moment, wenn man sich später im System einloggt – als dänischer Nutzer, als deutscher Nutzer etc. und dann sieht: alles hat seinen Platz, seine Funktion. Das war wunderbar.  Dazu kommt häufig auch der gewisse  Aha-Effekt, selbst wenn ich schon länger inhaltlich involviert bin.  Letztendlich der schöne Moment, wenn klar wird, das Team freut sich über die gemeinsamen Milestones und das Finale und wirklich alle sind glücklich mit dem Ergebnis. Die Awards als Anerkennung für die Qualität, das ist noch einmal besonders und motiviert sehr.

Was verbirgt sich hinter der Bezeichnung Learning Design/Learning Designer?

  1. Lipps: Es geht ja beim digitalem Lernen immer auch um die Frage: Wie können wir Lernmaterialien so aufbereiten, dass sie für die Zielgruppe adäquat sind? Wie gelingt die Transformation. sodass die Didaktik stimmt, der Inhalt zum Empfänger kommt? Hier schaut man als Learning Designer im Detail darauf, welches Konzept ist stimmig, welche Besonderheiten braucht genau diese Zielgruppe. Also -  wie gestaltet man Design,  nicht nur das Layout und im Allgemeinen, sondern immer auch heruntergebrochen auf z.B.  das Infodesign, das Konzept, die An(Sprache) der jeweiligen Zielgruppe, die Gestaltung der Interaktionen, des Lernprozesses als Ganzes.

Wie wird man Learning Designer?

  1. Lipps: Es gibt mittlerweile viele Studiengänge, die gezielt ausbilden. Die Spezialisierungen sind ebenfalls recht weit gefächert. Quereinsteiger gibt es auch aus den unterschiedlichsten Bereichen. Ich persönlich komme aus der Medienwissenschaft und Amerikanistik und habe den Master in Mediendidaktik absolviert. Das ist eher technisch ausgerichtet, aber ich habe meinen Schwerpunkt auf die Konzeption gelegt. Wer sich dafür interessiert: Bei time4you wurde der Bereich Learning Design eingerichtet, damit wir interdisziplinär beraten und umsetzen können.  Und wir suchen noch neue Kolleg*innen!

Vielen Dank für das Gespräch!