Das eigene Facebook im Unternehmen

Spielerei? Zeitverschwendung? Ein Erfahrungsbericht von Romeo Arpagaus

Gestartet als Studenten-Jahrbuch-Seite hat sich Facebook in wenigen Jahren zu einem zig Milliarden schweren Unternehmen mit heute über 750 Millionen Benutzern entwickelt. Ein noch nie dagewesener Erfolg im Internet. Als ambitionierte Softwareschmiede haben wir in den letzten 10 Jahren eine webbasierte Softwareplattform für Talent- und Leistungsmanagement in Unternehmen aufgebaut. Dabei adaptieren wir gerne erfolgreiche Konzepte des Internets für die Anwendung im Unternehmen. Was also lässt sich vom Erfolgsmodell Facebook oder von LinkedIn, der grössten Plattform für Businesskontakte mit ca. 100 Mio. Benutzern, lernen? Macht eine Vernetzung von Mitarbeitern im Sinne von Facebook wirklich Sinn? Wird dabei nicht einfach nur wertvolle Arbeitszeit vertan? Worin liegt der Nutzen für das Unternehmen?

Wir sind seit jeher der festen Überzeugung, dass der Erfolg wissensbasierter Unternehmen auf die Entfaltung des Potentials der Mitarbeiter angewiesen ist. Ein unternehmensinternes Facebook muss eigentlich die Verbundenheit mit den Arbeitskollegen und die Begeisterung für eine gemeinsame Sache bei allen Mitarbeitern bestärken. Noch vor einem halben Jahr, in der Endphase unserer eigenen Entwicklung des neuen Moduls «Netzwerk», wollten wir unsere Überzeugungen auch mit eigener Erfahrung belegen und beschlossen mit einer Alpha-Testphase im eigenen Unternehmen zu starten. Und dieser Versuch schlug ein! Erst das Erleben dieser Vernetzung zeigte uns, welch grosse Bedeutung die Bühne Unternehmen für den einzelnen Mitarbeiter hat und was diese Vernetzung der Mitarbeiter für das Unternehmen tatsächlich bewirkt.

Das Wichtigste im Job ist der Erfolg - und dieser ist eine Frage des Erkennens und Erlebens.

Für den Verkäufer im direkten Kundenkontakt ist jedes verkaufte Stück ein direktes Erleben eines kleinen Erfolges. Ebenso ergeht es der Teamleiterin, welche die Resultate ihres Teams stolz in der Runde präsentieren darf. Jemand erkennt und würdigt das Ergebnis und erzeugt erst dadurch den erlebten Erfolg.

Schwieriger ist es für die Mitarbeiterin in der Buchhaltung oder den Techniker in der Produktion, diese kleinen Erfolge zu erleben. Sogar in Dienstleistungsunternehmen stehen 40% der Mitarbeiter nicht im direkten Kundenkontakt und erleben nicht, wie das Unternehmen und seine Produkte ankommen. Bei einer idealen Vorgesetzten finden auch die Beiträge dieser Mitarbeiter Beachtung und werden im besten Fall sogar hin und wieder in grösserer Runde als Erfolge gefeiert. Wie es an der Kundenfront läuft erfahren sie aber meist nur über offizielle Mitteilungen des Unternehmens, wie der Rest der Welt auch.

Was aber wäre, wenn der Verkäufer nur Minuten nach einer grossen Präsentation über sein iPhone im Netzwerk mitteilt, wie begeistert der Kunde von dem Produkt war? Der Effekt bei uns in der Produktion war enorm. Die Unmittelbarkeit einer solchen Neuigkeit lässt einen die Begeisterung des Kollegen an der Verkaufsfront spüren. Unmittelbar lesen bedeutet in unserer heutigen virtuellen Welt nahezu miterleben. Ein anderes Beispiel: Die meisten ‚Gefällt mir‘ erhielt bisher die Neuigkeit von Stefanie aus der Administration, dass trotz Ausfall ihrer Kollegin die Löhne noch rechtzeitig freigegeben werden konnten. Fragen Sie sich selbst: Hat sich bei Ihrer Buchhaltung schon einmal jemand bedankt, wenn sie es wieder geschafft haben alle Löhne rechtzeitig freizugeben? Die Leistung zum Erfolg passiert wie bisher im stillen Kämmerchen, aber das Erlebnis dazu ist der virtuell öffentliche Echtzeit-Bericht. Und diese Erfolgserlebnisse sind mit die wichtigsten Triebfedern unseres Tuns.

Ganz nebenbei wird die Talentmanagement Plattform, über welche Ziele ausgemacht, die persönliche Entwicklung mit dem Mitarbeiter geplant oder Kurse gebucht werden, durch Neuigkeiten und Beiträge der Mitarbeiter so richtig lebendig. Der Nutzen für alle Beteiligten steigt und so auch die Bereitschaft und das Interesse für die Plattform. Und plötzlich ist die kritische Masse auch für andere Anwendungen erreicht und die Plattform wird zur vielseitigen Bühne im Unternehmen. Wer gefunden werden möchte um seine Fachkenntnisse und Kompetenzen auch andernorts im Unternehmen einzusetzen, der publiziert diese über sein Profil. In virtuellen Fachgruppen besprechen Mitarbeiter für alle transparent oder geschlossen aktuelle Themen, sammeln Ideen oder publizieren Beiträge. Wer sich für ein Thema interessiert, der folgt der Fachgruppe oder den relevanten Mitarbeitern um direkt über alle Neuigkeiten informiert zu sein.

Ein unternehmensinternes Facebook kostet wertvolle Arbeitszeit. Stimmt. Genauso wie Mitarbeitergespräche, Weiterbildungen, Unternehmensfeiern und alle anderen Investitionen in den wichtigsten Erfolgsfaktor jedes Unternehmens. Mitarbeiter bilden Unternehmen.

Bei kleineren Unternehmen kennt Jede Jeden und so sind alle auch auf der Plattform miteinander vernetzt und erfahren Neuigkeiten aus dem gesamten Unternehmen. In grösseren Unternehmen werden sich Mitarbeiter wie in sozialen Netzwerken üblich nur mit Menschen vernetzen, die sie persönlich kennen oder deren Arbeit Einfluss auf ihre Arbeit hat. Daher bleibt wichtig, dass Mitarbeiter auch an realen Treffen die Gelegenheit erhalten, sich über die Abteilungen hinweg kennen zu lernen. Gerade diese losen Bekanntschaften im Unternehmen profitieren enorm von der Vernetzung à la Facebook oder LinkedIn.

Das neue Modul Netzwerk ist bei uns intern ein voller Erfolg und es erscheint mir kaum vorstellbar, dass es sich in naher Zukunft noch viele wissensbasierte Unternehmen leisten können, auf diesen Effekt für ihre Mitarbeiter zu verzichten. Ich freue mich auf die Neuigkeiten von unseren Verkäufern und möchte mich bei allen Mitarbeitern an dem Netzwerk bedanken. "Gefällt mir"!.