Zeugnisanalyse

Die Zeugnisanalyse stellt ein Instrument der Personalauswahl dar. Sie ist infolge der unterschiedlichen Zeugnisarten zu differenzieren.

  • Bei Bewerbern um Ausbildungsplätze sind Schulzeugnisse oft die einzigen Leistungsnachweise. Schulzeugnisse geben Auskunft über die Allgemeinbildung, einzelne Kenntnisse und Fähigkeiten, wobei Noten auf die Anpassungsfähigkeit des Bewerbers hinweisen. Allerdings ist ihre Aussagefähigkeit wegen der relativen Ferne zu betrieblichen Arbeitsbedingungen und wegen des großen zeitlichen Abstands bei älteren Bewerbem deutlich beschränkt. Ihre Bedeutung nimmt im Verlauf des Berufslebens sehr schnell ab. Die Aussagefähigkeit von einzelnen Zeugnisnoten ist in jedem Fall fraglich, weil sie zahlreichen Zufälligkeiten unterliegt. Das Problem liegt v. a. darin, dass die Notenmaßstäbe von Lehrer zu Lehrer verschieden gesetzt werden, so dass ein Notenvergleich praktisch unmöglich ist. Allenfalls können Zeugnisse Aufschluss geben über Interessengebiete und Fleiß.
  • Arbeitszeugnisse informieren über die Arbeit des Bewerbers in anderen Betrieben. Die Auswertung von qualitativen Arbeitszeugnissen ist häufig sehr schwierig, weil die Zeugnisse zwar einerseits wahr, andererseits aber wohlwollend für den Mitarbeiter ausgestellt sein müssen. Daher muss häufig aus Lücken, aus einseitigen Schwerpunkten und aus typischen Formulierungen geschlossen werden. In der Praxis haben sich "indirekte" Zeugnisaussagen gebildet, die für den Bewerber ungünstige Vorkommnisse sprachlich positiv ausweisen. Da jedoch selten klar ist, wer die Zeugnisse geschrieben hat und ob auf solche "Verschlüsselungen" bewusst zurückgegriffen wurde, ist eine solche Analyse sinnlos. Lediglich die angeführten Arbeitstätigkeiten sowie deren Dauer lassen rudimentäre Deutungen zu.