Gruppenentscheidungsprozess

engl.: group decision process

In der Gruppe und nicht von einem Individuum durchgeführter Prozess an dessen Ende ein Beschluss steht.

In Gruppen nehmen Entscheidungsprozesse nicht immer einen rationalen oder begrenzt-rationalen Verlauf. Häufig spielen bei der Entscheidungsfindung auch die Reihenfolge, das Ansehen und die rhetorischen Fähigkeiten der Redner sowie die Verteilung der Macht auf einzelne Gruppenmitglieder oder Koalitionen zwischen ihnen (-> Mikropolitik) eine wichtige Rolle. Entscheidungen finden dann in interessengeleiteten Verhandlungsprozessen zwischen den beteiligten Parteien statt. Eine Teilnahme an der Entscheidung lohnt sich in großen Gruppen und Organisationen allerdings nur für diejenigen Personen, die nach den Kosten ihrer Beteiligung noch einen Profit aus der Entscheidung zu erwarten haben.

Im Mülleimer-Modell von Cohen, March und Olsen (1972) wird bei Entscheidungen gar von einer völligen Entkopplung von Problemen, Lösungen, Teilnehmern und Gelegenheiten der Entscheidung ausgegangen. Demnach können Entscheidungen in Gruppen noch relativ leicht getroffen werden, solange die durch sie zu lösenden Probleme oder die sie als dringlich empfindenden Entscheidungsteilnehmer noch nicht in Erscheinung getreten sind. Umgekehrt kommen Entscheidungen leichter zustande, wenn die zu lösenden Probleme nach zahlreichen erfolglosen Versuchen zu einer anderen Entscheidungsgelegenheit abgewandert sind. Nur in günstigen Fällen, wenn alle Elemente des Entscheidungsprozesses zusammentreffen, kann es zu einer sachgerechten Problemlösung kommen.