Mitarbeiterbindung – Wie du es schaffst junge Talente zu halten
Es ist 9 Uhr morgens. Larry Summers, Chief Developer bei Google, schaut aus seinem Fenster auf eine sonnenbeleuchtete Straße San Franciscos. In ein paar Minuten kommt der Shuttlebus. Dieser bringt ihn direkt von seiner Wohnung zum 45 Minuten entfernten Googleplex, dem Google-Hauptquartier, im Silicon Valley. Eine sehr angenehme Weise zur Arbeit zu kommen. Er bekomme auch ein eigenes Elektroauto, wenn er nur wollte. Doch im Moment genießt er sehr, sich morgens nicht selbst durch den dichten Verkehr kämpfen zu müssen, sondern sich einfach entspannt in den Bus zu setzen und entweder anzufangen zu arbeiten oder die Menschen zu beobachten, wie sie alle zur Arbeit strömten. Er dreht sich weg vom Fenster und geht Richtung Haustür. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht. Denn nicht nur dieser Service macht ihn rundum glücklich ...
Erfahre in diesem Artikel, wie du deine Attraktivität als Arbeitgeber steigern kannst, warum das gerade in der heutigen Zeit sehr wichtig ist, wie sich die Generation Y ihren Arbeitsalltag vorstellt und was wir aus den Betreuungsstrukturen für Mitarbeiter der Tech-Companys aus dem Silicon Valley lernen können.
Innovative Ideen vom Vorreiter Silicon Valley
So oder so ähnlich könnte der Morgen eines Larry Summers beginnen. Vielleicht hat er noch einen Kaffee in der Hand und möglicherweise streicht ihm sein Freund zum Abschied noch liebevoll über die Schulter. Sicher ist aber, dass Google, Facebook und Co neue Maßstäbe in der Mitarbeiterbindung gesetzt haben. Sie haben einen Ort erschaffen, der Freizeit und Arbeit miteinander vereint: Frühstück, Mittag- und Abendessen gibt es kostenlos auf dem Campus, meist von ausgewählten Caterern oder Sterneköchen zubereitet.
Um durch das ganze leckere Essen nicht in die Breite zu wachsen, können die Mitarbeiter in einem umfänglichen Sportangebot, genau das auswählen, was sie glücklich macht. Daneben findet man im Angebot noch diverse Ärzte und Yoga-Kurse und wird das Kind zu Hause mal krank und kann deswegen nicht in den Kindergarten, wird einfach eine Nummer angerufen und es wird jemand vorbeigeschickt, der das Kind professionell betreut. Es gibt eigentlich kein Bedürfnis, das nicht innerhalb des Unternehmens befriedigt werden kann. Selbst die eigene Wohnung wird durch eine eigens von der Firma engagierten Putzkraft alle zwei Wochen gesäubert. Der Traum eines jeden Studenten.
Doch sind diese Annehmlichkeiten weniger Voraussetzung als Anreize für die langfristige Bindung und die Zufriedenheit von Mitarbeitern. Um diese Annehmlichkeiten genießen zu können, sind andere Faktoren wichtig. Aber bevor wir darauf zurückkommen, bleibt die Frage zu klären, wofür der ganze Aufwand?
Wer bekommt den Nachwuchs und, wenn ja, wie lange?
Heutzutage wird es für Unternehmen immer wichtiger, sich um das Wohl seiner Angestellten zu kümmern und damit auch Nachwuchs zu locken. Denn die Ressource „qualifizierte Arbeitskräfte“ ist in vielen Bereichen knapp bemessen. Und die Tage, in denen es normal ist, dass Arbeitnehmer ihr Leben lang bei einem Unternehmen bleiben, sind vorbei. Gerade in der digitalisierten Arbeitswelt scheint der Gedanke, dass eine bessere Möglichkeiten irgendwo anders erwarten, weit verbreitet. Sind die Arbeitsbedingungen dann zusätzlich nicht optimal, ist eine Kündigung näher als gedacht. Um folglich Mitarbeiter halten zu können, müssen Führungskräfte den richtigen Rahmen schaffen.
Was wir von Google und Co lernen können
Betrachtet man die oben angeführten Angebote genauer, kann man zusammenfassend sagen, dass sie alle auf eine Sache abzielen: die Ablenkungen des „normalen Lebens“ zu eliminieren.
Anders formuliert: Ein Arbeitnehmer arbeitet effektiver und kreativer, wenn er sich keine Gedanken darum machen muss, was er heute Abend zum Essen kocht, wo er dafür einkaufen muss und wann er noch schnell den Profilaxe-Termin beim Zahnarzt in seinen Alltag integrieren kann.
Doch trotz dieser Angebote wird kein Mitarbeiter dauerhaft gehalten, wenn nicht bestimmte Faktoren im Unternehmen wirken, die für das arbeitende Individuum des 21. Jahrhunderts von großer Bedeutung sind. Laut einer Studie von Culture Amp, die sich zwar auf Tech-Companys bezieht, die dadurch aber nicht weniger Relevanz für alle erfolgshungrigen Unternehmen besitzt, sind folgende Faktoren für die Mitarbeiterbindung wichtig:
- Die persönlichen Entwicklungschancen in einem Unternehmen
- Der Glaube an die Qualität der Führungskräfte
- Die effektive Verwendung der Ressourcen zur Verwirklichung der Unternehmensziele
- Eine offene und ehrliche Kommunikation zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer
- Führungskräfte, die ihren Mitarbeitern verdeutlichen, dass sie für den Erfolg des Unternehmens mitverantwortlich sind
Darüber hinaus präsentiert die Studie 5 Faktoren, die für Angestellte von Belang sind, um ihr Unternehmen an andere weiterzuempfehlen:
- Der einfache Zugang zu Gebrauchsgegenständen (Elektrogeräte etc.), damit sie ihren Job gut machen können
- Möglichkeiten sich in ihrem Bereich weiterzuentwickeln
- Der einfache Zugang zu Informationen, die für den Job wichtig sind
- Ein Manager, der sich wahrhaftig um ihr Wohlergehen sorgt
- Ein Manager, der Mitarbeiter ermutigt, innovativ zu sein, auch wenn manche Sachen mal nicht funktionieren
Fasst man diese Ergebnisse zusammen, ist die Grundlage der Mitarbeiterbindung, dass Führungskräfte ihre Mitarbeiter auf eine individuelle Art und Weise wahrnehmen, sie sich um ihre Weiterentwicklung und ihr Wohlergehen sorgen und versuchen innovativ auf Probleme einzugehen.
Uns ist natürlich klar, dass die wenigsten Unternehmen die finanziellen Möglichkeiten haben, so ein umfassendes Betreuungsangebot wie ein Multimilliarden-Dollar schweres Tech-Unternehmen zu erstellen. Also bleiben die Fragen, wie man mit einem kleineren finanziellen Budget Anreize für seine Mitarbeiter (und die, die es noch werden wollen) und damit eine erfolgreiche Mitarbeiterbindung schaffen kann? Und welche Ansprüche dabei die jungen Arbeitnehmer der Generation Y haben?
Einmal Individualität und Selbstbestimmung mit einer ordentlichen Portion Sicherheit, bitte!
Die Generation Y ist von den Bedürfnissen nach Individualität, Selbstverwirklichung und Selbstbestimmung geprägt wie keine andere Generation vor ihr. Daneben wollen sie etwas Sinnvolles tun und dabei Spaß haben. Dies zeigt auch die Studie vom Zukunftsinstitut „Generation Y – Das Selbstverständnis der Manager von morgen“.
Quelle: Generation Y – Das Selbstverständnis der Manager von morgen
„Erwerbsarbeit wird nicht mehr als ein vom übrigen Leben abgelöster Prozess verstanden, sondern ist integraler Bestandteil eines erfüllten Lebens. Arbeitszeit wird zu Lebenszeit“, so heißt es in der Studie.
Überraschend bedeutet den Ypsilonern auch die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes sehr viel. Eine Rückwirkung aus der ganzen Unsicherheit, die sie durch eine sich stetig verändernde Welt erfahren.
„Was Unternehmen ihnen bieten müssen und bieten können, ist Sicherheit und Verlässlichkeit: Gute Planung und erfüllbare Ziele fordern 82 Prozent von ihren Vorgesetzten – der dritthöchste Wert hinsichtlich der wichtigen Kriterien einer beruflichen Tätigkeit für die Generation Y. Ebenso viele wünschen sich explizit einen sicheren Arbeitsplatz, der Planbarkeit bietet (81 Prozent).“
Packende Denkansätze für dein Retention-Management
Aus den Erkenntnissen der Studien und in Zusammenarbeit unseres Teams haben wir eine Liste erstellt, die in zwei Kategorien zeigen, welche Maßnahmen du ergreifen kannst, um Mitarbeiter und gerade junge Menschen dauerhaft an dein Unternehmen zu binden:
1. Unternehmensstruktur
- Flache Hierarchien
- Persönliches Miteinander (Weg vom formellen „Sie“ zum „Du“)
- Flexible Arbeitszeiten
- Homeoffice
- Offenheit und Toleranz
- Förderung der individuellen Kreativität
- Möglichkeiten zur Weiterentwicklung
- Fokus auf Motivation und Lob
- Ehrliche Kommunikation zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer
- Nachhaltiges und effizientes Arbeiten
- Sicherheit und Planbarkeit
- Familienfreundliche Arbeitsbedingungen/Elternzeit
- Mitspracherecht und Integration von Ideen deiner Mitarbeiter in den Arbeitsprozess
2. Anreize (Vereinbarung von Freizeit und Arbeit)
- Themen Tage: Die Organisation von Verkostungen (o. ä.) exotischer Produkte im Unternehmen (Kaffee, Craft-Beer, etc.)
- Sportangebote/Sporträume
- Yoga- und Meditationsangebote/Ruheräume
- Gesundes Essen (In Verbindung mit Apps wie Lunchit, bei denen Unternehmen das Mittagessen ihrer Mitarbeiter subventionieren)
- Kooperationen mit Kultureinrichtungen (Oper, Kino, Galerien etc.)
- Interne Challenges (z.B. Fitnessarmband: Welches Team schafft die meisten Schritte innerhalb von 4 Wochen?)
- Ausflüge (Paintball, Escapegames etc.)
- Organisation von Kitaplätzen
- Workshops (Basteln, Sägen, Malen, Kochen etc.)
- Firmeneigene Amazon-Prime-, Netflix- und Sky-Accounts
- Persönliche Betreuung bei der Wohnungssuche
- Persönliche Betreuung bei Bürokratiefragen in einer neuen Stadt
Gerade in Branchen wie im Silicon Valley, in denen die Mitarbeiter viel am Computer arbeiten, sind Unterbrechungen und Angebote, bei denen der ganze Körper eingesetzt wird, eine willkommene Abwechslung und steigern die allgemeine Konzentration.
Mitarbeiterbindung: Die Balance machts
Bei all den Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung ist es wichtig eine gute Balance zu halten zwischen spaßiger Atmosphäre und erfolgsorientiertem Arbeiten. Denn auf Dauer wird nur Spaß oder nur Erfolg nicht zielführend sein – für keinen. Und falls du die Möglichkeiten hast, deinen Mitarbeitern die kleinen Aufgaben des Alltags irgendwie zu erleichtern, solltest du sie ergreifen. Es wird deinem Unternehmen ein großes Plus an Attraktivität geben und motivierte sowie konzentrierte Mitarbeiter hervorbringen. Und nicht vergessen: Individuelle Wahrnehmung, persönliches Wohlergehen und Möglichkeiten zur Weiterentwicklung deiner Angestellten bilden heutzutage die Basis für eine längerfristige Zusammenarbeit.
Autor: Paul Angermeyer
Paul ist freier Autor und treuer Mitstreiter von PrintPeter. Da er als Kind in einen literarischen Zaubertopf gefallen ist, laufen ihm schmucke Blogbeiträge nur so von der Feder. Mit seinen inspirierenden Ideen steckt er uns immer wieder alle an.