Mangelnde Qualifikationen und Arbeitslosigkeit – Hilfe für Arbeitnehmer und Arbeitgeber

Nicht nur auf dem deutschen Arbeitsmarkt, sondern ebenso in vielen anderen Teilen der Welt gilt: Je höher die Qualifikation, desto besser die Jobaussichten und umso unwahrscheinlicher, arbeitslos zu sein. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung beschäftige sich mit genau diesem Themenaspekt im kürzlich veröffentlichten IAB-Kurzbericht und stellte die Arbeitsmarktchancen von Geringqualifizierten anhand ausführlicher Studien heraus. Dank des immer weiteren Abbaus von Arbeitsplätzen mit geringen Qualifikationsanforderungen gibt es mittlerweile eine besonders hohe Anzahl an Arbeitslosen mit einer niedrigen Qualifizierung. Demnach soll sogar fast jeder zweite Arbeitslose nur für Helfertätigkeiten qualifiziert sein, dementsprechend schwierig ist also der Schritt zurück in das vollumfassende Arbeitsleben. Zudem stehen für eben jene Betroffenen viel zu wenige Stellen zur Verfügung.

Ein genauer Blick auf die Qualifikationsanforderungen von Beschäftigten und den Qualifikationsprofilen von Arbeitslosen macht zudem sehr schnell deutlich, dass hier eine starke Diskrepanz besteht. Somit wird nicht nur das hohe Arbeitslosenrisiko von Geringqualifizierten deutlich, sondern auch die Tatsache, dass diese Risiken regional unterschiedlich verteilt sind.

Die folgende Tabelle verdeutlicht die Klassifikation der Berufe, welche 2010 offiziell von der Bundesagentur für Arbeit eingeführt wurde. Demnach gibt es die vier Niveaus Helfer, Fachkraft, Spezialist und Experte, die jeweils unterschiedliche Berufsanforderungen erfüllen.

Aus der Zuteilung in eben jene Gruppen wird ersichtlich, dass der deutsche Arbeitsmarkt derzeit ein Fachkräftemarkt ist, der vor allem Positionen für qualifizierte und hochqualifizierte Arbeitskräfte bereithält, andererseits aber nur sehr wenige Stellen für Geringqualifizierte bietet.

  • 2013 übten beispielsweise 86 Prozent der 24-64-jährigen einen Beruf aus, der mindestens die Anforderungen eines Facharbeiterabschlusses voraussetzte. Nur 14 Prozent der Arbeitnehmer waren hingegen als Helfer tätig.

Hartz IV wird für viele zum Dauerzustand

Migranten, Berufsrückkehrer oder Personen mit gesundheitlichen Problemen stehen dabei im Fokus – doch so unterschiedlich die Zielgruppen auch sind, so verschieden müssen auch die Lösungsansätze sein. Aus diesem Grund gibt es in den Jobcentern derzeit auch kein standardisiertes Verfahren, stattdessen bedarf es für jeden Betroffenen individueller Antworten. Kaum verwunderlich also, dass die Anzahl der Arbeitslosen damit in gewissem Maße stagniert, gerade in Bezug auf Hartz-IV-Empfänger wird dieser Aspekt deutlich. Denn laut Kommunen und Ländern sei es so, dass rund die Hälfte aller Hartz-IV-Empfänger bereits seit vier Jahren oder länger von der „Stütze“ lebt und diese Tendenz wird in der Zukunft voraussichtlich noch weiter steigen. Von den rund 4,5 Millionen sind bereits zwei Drittel über zwei Jahre auf staatliche Unterstützung angewiesen, in einigen Regionen liegt der Anteil sogar noch höher. Doch gerade der Abbau dieses Langzeitleistungsbezugs soll in Zukunft besonders stark von den Landkreisen und Kommunen bearbeitet werden und genießt dementsprechend höchste Priorität.

Hierbei zeigt sich allerdings, dass nicht nur die oben erwähnten „Helfer“ Langzeitleistungsbezieher sind, sondern es sich vielmehr um einen Querschnitt durch die Gesellschaft handelt. Ältere, Alleinerziehende, Migranten, Berufsrückkehrer oder Personen mit gesundheitlichen Problemen stehen dabei im Fokus – doch so unterschiedlich die Zielgruppen auch sind, so verschieden müssen auch die Lösungsansätze sein. Aus diesem Grund gibt es in den Jobcentern derzeit auch kein standardisiertes Verfahren, stattdessen bedarf es für jeden Betroffenen individueller Antworten.

Job verloren – die Folgen abseits von Hartz IV

Nicht nur der zwangsläufige Bezug von Hartz IV sollte Arbeitnehmer jedoch Sorgen bereiten, sollte einmal der Job auf der Kippe stehen oder die Kündigung sogar schon ausgesprochen sein. Mit dem Beginn der Arbeitslosigkeit müssen mitunter noch viele weitere negative Aspekte in Kauf genommen werden.

  • Die Bundeszentrale für politische Bildung gibt beispielsweise zu bedenken, dass Arbeitslosigkeit sich nicht nur auf den Betroffenen selbst auswirken muss, sondern mitunter auch für Angehörige eine gravierende Beeinträchtigung darstellen kann.
  • Wohlstand, Selbstachtung, soziales Ansehen und Lebenschancen, all diese Punkte stehen in engem Zusammenhang mit dem Verlust der Arbeit. Etliche Sicherheiten und Planungsmöglichkeiten fallen ebenfalls weg.
  • Viele Unsicherheiten seitens der Bevölkerung gibt es hier beispielsweise auch zum Thema Lebensversicherungen, denn oftmals werden Hartz4-Empfänger dazu aufgefordert, ihre Lebensversicherung aufzubrauchen, da sie als Teil des persönlichen Vermögens betrachtet wird (und im Bedarfsfall muss der Lebensunterhalt aus vorhandenem Vermögen gezahlt werden). Die Rechtslage ist diesbezüglich aktuell allerdings nicht eindeutig, sodass viele Einzelfälle vor das Gericht getragen werden, zum Teil mit sehr unterschiedlichem Ausgang. Zu beachten sind hierbei laut folgendem Beitrag Freibeträge, Rückkaufswerte und bestimmte Grenzen an Eigenbeträgen, das Thema ist also vergleichsweise komplex, weshalb sich eine Beratung vor der Beantragung von Arbeitslosengeld II oder aber der Auflösung des Vertrages in jedem Fall anbietet, aber auch fachliche Ratgeber können für einen ersten Überblick sorgen.
  • Darüber hinaus ist Arbeitslosigkeit allerdings auch ein Problem, unter dem letztendlich die ganze Gesellschaft leidet. Denn immerhin steigen so die Kosten für das Arbeitslosengeld, was wiederum den Verlust von Steuern und Sozialabgaben zur Folge hat und auch die Kaufkraft des Einzelnen schwächt – daraus folgt im Gegenzug eine geringere Binnennachfrage, politische Instabilität und auch ein Anstieg der Gewalt. Die individuellen Folgen dieser Auswirkungen sind zudem kaum abzusehen, zur Behebung oder Linderung werden aber in jedem Fall weitere Kosten fällig.

Was können Arbeitgeber und Arbeitnehmer tun?

Weiterbildung ist in diesem Zusammenhang ein wichtiges Thema und sollte im Idealfall aktiv vom Unternehmen beziehungsweise dem Arbeitgeber unterstützt werden. Gerade die heutzutage weit verbreiteten medialen Berufe sind oftmals abhängig von neuen Entwicklungen. Weiterbildungen, Workshops und der Besuch von Messen bleiben daher nicht aus. Schließlich sind die Mitarbeiter letztendlich die wertvollste Ressource eines Unternehmens und maßgeblich für dessen Erfolg verantwortlich. Andererseits sollte jedoch auch von Arbeitnehmerseite ein gewisser Einsatz erkennbar sein, denn Motivation, Wissensdrang und die Lust auf Neues imponieren nicht nur dem Chef, sondern sind für das Weiterbilden im Grunde unabdingbar. Gewisse Grundkenntnisse sollten hierfür natürlich vorhanden sein, allerdings bieten sich viele Berufe auch dafür an, an einer niedrigen Position anzufangen und sich Stück für Stück hochzuarbeiten. So ist es beispielsweise durchaus möglich, dass die Aushilfe im Supermarkt beim Einräumen der Regale beginnt, bei guter und fleißiger Arbeit irgendwann allerdings auch zum Abteilungs- oder gar Marktleiter werden kann. Entscheidend ist für eine solche Entwicklung letztendlich auch das Arbeitsumfeld, positives, konstruktives Feedback und der Verzicht von ungesundem, übertriebenem Leistungsdruck.

Effektive Maßnahmen sind beispielsweise Folgende:

Weiter- und Fortbildungen erhöhen die eigenen Qualifikationen und lassen sich entweder in Eigenregie, über den Arbeitgeber oder sogar durch die Bundesagentur für Arbeit umsetzen.

  • Online Workshops
  • Mitarbeiteraustausch
  • Soziale Projekte
  • Konstruktive Disziplinarmaßnahmen
  • Variation von Aufgabenfeldern und Art der Herausforderungen
  • Mitspracherecht und Transparenz

Diese Punkte gelten allerdings nur für Mitarbeiter, die bereits angestellt sind und ihren Job auch künftig nicht aufs Spiel setzen wollen. Dennoch können und sollten selbstverständlich auch Arbeitslose sich nach Möglichkeit weiterbilden, Förderangebote wahrnehmen oder vielleicht sogar über eine zusätzliche Ausbildung nachdenken. Fakt ist allerdings auch, dass die Bundesagentur für Arbeit bereits vor längerer Zeit einräumte, dass Langzeitarbeitslose ab einem gewissen Punkt kaum noch integrierbar sind. Es fehlt ganz einfach die zündende Idee, um die Betroffenen wieder in die Betriebe und Unternehmen einzugliedern, von einem sogenannten „Innovationsstau“ ist hierbei die Rede. Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Bürgerarbeit oder die bekannten Ein-Euro-Jobs führten bisher lediglich zu sehr überschaubaren Erfolgen, eine Dauerlösung sind sie jedoch nicht.

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