Konfliktmanagement: Der große Knall kommt … plötzlich?
Getuschel und Gerüchte machen die Runde. Es wird geredet, aber nicht offen, alle wissen Bescheid, aber keiner sagt was. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Herr Müller und Frau Meier einfach nicht miteinander können. Die Kolleginnen und Kollegen beäugen wie sie miteinander umgehen, warten schon förmlich darauf, dass die beiden lauter werden und sind möglicherweise ein bisschen enttäuscht, wenn es noch nicht so weit war. Auch die Chefin der beiden vermeidet es, sie häufiger als nötig in eine Projektgruppe zu stecken. Kommt Ihnen das bekannt vor?
Erste Anzeichen eines Konfliktes erkennen
Wie eingangs geschildert, schwelen Konflikte oft eine geraume Zeit, entwickeln sich und gewinnen an Kraft. Der vermeintlich große Knall ist meist nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Allerdings kommt dieser wohl kaum plötzlich und unerwartet, sondern ist die logische Konsequenz, weil vorher keiner eingegriffen hat. Dabei haben es viele kommen sehen und sagen vielleicht ganz schlau: „Das war ja nur eine Frage der Zeit!“
Die ersten Anzeichen dafür, dass es zwischenmenschlich hakt, sind insbesondere in der Art und Weise zu finden, wie Personen miteinander sprechen und umgehen. Es kommt zu Kommunikationsstörungen, die bald die komplette Interaktion der Betreffenden prägen. Frau Meier und Herr Müller vermeiden den Kontakt miteinander soweit es geht. Treffen sie dann doch mal aufeinander, werden andere zunächst einen überzogen förmlichen oder gar unpersönlichen Umgang feststellen. Nach Möglichkeit versuchen beide auch, dem Kontakt zu entfliehen, wenn sie sich in einem Raum, z. B. einer Besprechung mit anderen, befinden. Sichtbar wird dies daran, dass Augenkontakt vermieden und vorzugsweise geschwiegen wird. Auch an der Körpersprache lässt sich erkennen, dass da etwas in der Luft liegt – verschränkte Arme, verdrehen der Augen und ein desinteressierter Gesichtsausdruck stehen hoch im Kurs. Auf Redebeiträge des/r anderen wird dann auch schon mal gereizt und mit einer Portion Aggressivität reagiert. Und Aufträge und Arbeitsanweisungen werden gerne abgelehnt oder einfach ignoriert. Wie würden Sie reagieren, wenn Sie solche Verhaltensweisen bei Ihren Kollegen und Kolleginnen beobachten?
Weitere Entwicklung eines Konfliktes beobachten
Wenn Sie jetzt denken, dass Sie das nichts angeht und, dass sich das ganze schon von alleine wieder regeln wird, liegen Sie mit großer Wahrscheinlichkeit falsch. Leider haben Konflikte die Tendenz, immer weiter zu eskalieren. Dazu gehört zum einen, dass die Arbeitsleistung einzelner Personen und die des Teams leidet – meistens ist die Effizienz betroffen. Die Kolleginnen und Kollegen tauschen sich über den „unmöglichen Umgang“ von Herrn Müller und Frau Meier aus, jedoch nicht nur in der Pause. In Teambesprechungen wird viel Zeit darauf verwendet, Vereinbarungen zu finden, die beiden passen, um ja nicht mehr Öl ins Feuer zu gießen. Zum anderen werden Frau Meier und Herr Müller sich um „Verbündete“ bemühen und kleine Lager um sich herum bilden. Und spätestens an diesen Punkten wird Ihnen klar, dass Sie der Konflikt sehr wohl was angeht, da Sie davon betroffen sind – ob Sie wollen oder nicht!
Weg vom Erkennen und Beobachten – Lösungsimpuls geben
Ein geeigneter erster Schritt kann sein, sich vertrauensvoll an den oder die Vorgesetzte/n zu wenden, und einfach die eigenen Beobachtungen zu schildern. Hierbei geht es nicht darum Schuldige zu finden oder zu petzen, sondern zu verhindern, dass es nach und nach schlimmer wird. Daher sollten hier wirklich die eigenen Beobachtungen im Vordergrund stehen. Vorgesetzte haben oft nicht so einen detaillierten Einblick in die Zusammenarbeit der Mitarbeitenden und sind aus diesem Grund womöglich dankbar für einen Hinweis. Wenn die Konsequenz ist, dass die Führungskraft beide nun ein bisschen mehr in den Blick nimmt, um dann mit ihnen einzeln oder gemeinsam ein Gespräch zu führen, hat der Impuls viel bewirkt.
Und das Beste ist: Je früher sich jemand ein Herz fasst und einen Anstoß gibt genauer hinzusehen, desto größer sind die Chancen, dass der Konflikt positiv bewältigt werden kann.