Holen Sie immer noch „Berater ins Haus“?

Dr. Sonja Radatz, Geschäftsführung, IRBW
Autorin: Dr. Sonja Radatz,
Geschäftsführung, IRBW

Alle Achtung: Wenn Sie immer noch „die Beraterheere ins Haus holen“, die Ihr Unternehmen durchleuchten, die Strategie für Sie oder mit Ihnen erarbeiten und „für die Umsetzung sorgen“ bzw. dazu alle Projektgruppen koordinieren und vielleicht auch noch als „Bindeglied zwischen Ihnen und den Projektleitern“ agieren (oder sogar die Projektgruppe/n selbst leiten), dann müssen Sie verdammt viel Zeit haben – und verdammt viel Geld.

Was tut die Unternehmensleitung?

Ich bin immer wieder überrascht, wie selbstverständlich Beratungsgelder in Zehntausender- bis Hunderttausenderschritten regelmäßig aus dem Unternehmen marschieren. Aber auch die Erwartung ist hoch: Die Ergebniserzielung wird delegiert, die Berater sollen bewirken, wozu die Unternehmensleitung leider keine Zeit hat. Dabei ist eine Delegation der Ergebniserzielung nicht nur fatal, sondern auch gar nicht realisierbar; wird hier Verantwortung weiter gegeben (und mit dieser Verantwortung im gesamten Unternehmen ihr Unwesen getrieben), die einzig und allein der Unternehmensleitung gehört.
Und die Unternehmensleitung? Ergibt sich häufig im operativen Dasein oder lässt sich einreden, dass das notwendige Handeln so viel an Arbeit erfordert, dass es von der Unternehmensleitung nie und nimmer selbst durchgeführt werden kann.

Die Wende: Konzentration auf das Wesentliche.

Einen wesentlichen Leverage sehe ich hier in der Konzentration auf das Wesentliche: In meinen Führungs- und Unternehmensbegleitungen beginne ich meist genau dort, wo der Terminkalender überfüllt ist, die wesentlichen strategischen Schritte aber nicht gesetzt werden. Bei der Frage, „Welche Verantwortungen hat die Unternehmensleitung wirklich?“ bekommen viele Mitglieder der Unternehmensleitung kugelrunde Augen – wissend, sie tun nichts von dem Genannten. Dafür besuchen sie Kunden, nehmen ihren Mitarbeitern die Arbeit weg (im Guten natürlich, nur um ihnen zu „helfen“) und spielen Feuerwehr, wenn die Mitarbeiter auf Dienstreise oder auf Urlaub sind. Fazit: Schwer beschäftigt – aber leider nicht sinnvoll. Und das „wirklich Wesentliche“ wird auf zehn, zwanzig, dreißig oder gar vierzig Beraterköpfe verteilt.

Das, was die Berater tun, braucht es gar nicht

Vielleicht klingt es auf den ersten Blick seltsam und erst auf den zweiten oder dritten Blick hilfreich: Sie können meiner Erfahrung nach die gesamte Beraterarbeit stoppen und ersatzlos streichen – all das brauchen Sie nicht. Ja, ich meine es ernst: All diese Befragungen, Workshops, Projekte, Meetings können Sie ersatzlos streichen und dennoch (oder gerade deshalb?) Ihre Ergebnisse erzielen. Ich habe mittlerweile die Unternehmensbegleitung auf eine einzige Person reduziert, die für das Unternehmen da ist – aber nicht, um strategische Verantwortung zu übernehmen, sondern um zu sichern, dass die strategische Verantwortung einfach, lustvoll und erfolgreich dort wahrgenommen wird, wo sie eigentlich hingehört.