Corona! Und jetzt? - Teil 15

Eine Interview-Reihe mit Führungskräften über die Herausforderungen während der Corona-Krise

Die Situation ist derzeit überall angespannt, das ist ja verständlich. Die Wirtschaft braucht momentan eine Glaskugel, damit sie die richtigen Entscheidungen für die Zukunft trifft und die gibt es bekanntlich nicht. Viele von uns bevorzugen eher Zahlen und Fakten. Auch die gibt es nicht ausreichend. Was bleibt uns jetzt? Sich auf das Bauchgefühl zu verlassen? Wie gehen Manager mit dieser Krise um? Wir fragen sie, wie es ihnen geht, wie sie auf die Situation reagieren und  welche Tipps sie für die anderen parat haben.

Heute im Interview Herr Manuel Grgeta, Country Manager Österreich bei Honeypot    

Hallo Herr Grgeta,    
die neue Situation hat viele unvorbereitet erreicht. Man könnte in den ersten Tagen fast das Gefühl bekommen, sie hat einige in eine Schockstarre versetzt. Wie kommuniziert man in der Krise mit den eigenen Mitarbeitern richtig, wie motiviert man sie?

Ich kommuniziere in der Krise nicht anders als sonst. Also ehrlich, offen und transparent. Vielleicht noch etwas sensibler und hellhöriger persönliche Sorgen und Ängste betreffend, aber wir sind ein kleines, eingeschworenes Team hier in Wien, deswegen mussten wir eigentlich nicht viel verändern. Ich würde sogar sagen, dass wir die Kommunikation noch intensiviert haben.
Die Motivation aufrecht zu halten ist sicher zu Beginn eine Herausforderung gewesen. Wir sind mit Honeypot in Wien als neuen Markt erst im Oktober gestartet und hatten eine sehr erfolgreiche Launch-Phase. In so einer  Situation die Corona-Bremse zu verarbeiten ist nicht so einfach. Wir haben aber im Team eine gute Balance gefunden, beschweren uns auch regelmäßig über die Situation und lassen damit Druck ab. Gleichzeitig schenken wir kleinen, positiven Dingen, wesentlich mehr Aufmerksamkeit und freuen uns über alles was uns gelingt. 
 
Wie haben Sie die Umstellung auf Home Office geschafft? Wie schwierig/einfach war es, für die Belegschaft binnen kurzer Zeit Home Office zu schaffen?
Die Umstellung auf Home Office war für uns zum Glück keine große Sache, da wir als quasi Startup (Honeypot gibt es zwar schon über 4 Jahre, aber in Wien sind wir erst seit Oktober 2019 aktiv) außer unsere Laptops keine Ausstattung benötigen und es davor auch schon möglich war von zu Hause zu arbeiten. Als digitales Unternehmen bzw. Plattform sind unsere Prozesse auch darauf ausgelegt, dass wir unabhängig von Büros sind.    
Aber natürlich hat jeder seine Challenges, egal ob man wochenlang alleine ohne Sozialkontakte zu Hause sein muss, oder wie in meinem Fall, zwei kleine Kinder ständig um sich hat, die nicht nur wenig Verständnis für die Arbeit der Eltern haben, sondern auch mindestens 12 Stunden am Tag unterhalten werden wollen. Das ist für uns alle schon eine große Herausforderung, aber nach der ersten Woche Schock-Starre, sind wir gut eingespielt und es funktioniert und alle Beteiligten, egal ob Kollegen oder Kunden sind sehr verständnisvoll.    
 
Was ist besonders wichtig als Führungskraft für ein Team im Home Office?
Mit der Führung ist es ähnlich wie mit der Kommunikation. Wer sich zuvor im Micro-Managing versucht hat, der wird  jetzt genauso Probleme haben und an seine “Führungs”-Grenzen stoßen. Ich bin jemand, dem Eigenverantwortung, Antrieb und Motivation im Team sehr wichtig sind. Dadurch gibt es auch viel Vertrauen von meiner Seite bei gleichzeitigem Verständnis dafür, dass der Tagesablauf ein anderer ist als sonst. Das ist bei mir selbst ja nicht anders, da für mich aktuell keine nine-to-five Tagesplanung möglich ist.
Unsere Ziele und Vorgaben haben sich nicht großartig geändert. Natürlich gibt es auch bei uns Auswirkungen, die sich auch in Zahlen niederschlagen, aber wir sind in einem Bereich tätig, der im Zuge der Digitalisierung, Krise hin oder her, immens wichtig ist und gleichzeitig auch in flexibleren Arbeitsmodellen möglich ist. 
Ich glaube nicht, dass es möglich ist jetzt kurzfristig eine andere Kultur zu erschaffen. Wenn ich davor keine gute Kommunikation, keinen Zusammenhalt im Team und keine gemeinsamen Ziele hatte, werde ich das jetzt in der Krise auf Knopfdruck nicht glaubwürdig einführen können. Ich sehe das aber positiv, da dadurch auch viele Missstände aufgedeckt werden. 
Als gute Führungskraft sollte man in dieser Zeit sehr offen und aufmerksam für eigene Fehler und Verfehlungen sein. Wir können aus dieser Zeit sehr viel lernen und an uns arbeiten.  
 
Weil es auch eine Welt abseits der Corona-Krise gibt - Wie gelingt Ihnen die Work-Life-Balance in diesen Zeiten?    
Ein Vorteil wenn man Kinder hat ist, dass man einen sehr geregelten Tagesablauf hat. Auf der anderen Seite ist der Stresslevel sehr hoch, weil man ständig das Gefühl hat eigentlich gerade arbeiten zu müssen, ständig erreichbar zu sein oder einfach nur alle e-mails und Nachrichten zu checken. Ich habe gelernt damit umzugehen und mich nicht ständig selbst zu stressen und investiere keine Energie in Dinge die ich nicht änder kann. Dadurch verschiebt sich der Fokus automatisch auf die positiven Aspekte dieser Phase.    
 
Was vermissen Sie gerade am meisten? Den Sport, das After-Work-Treffen mit Freunden oder doch etwas mehr  Privatsphäre?
Wahrscheinlich von allem etwas, die fehlende Abwechslung und natürlich den persönlichen Austausch mit Familie, Freunden, meinen KollegInnen genauso wie mit Kunden.   
 
Können Sie uns ein lustiges Erlebnis aus Ihrer Zeit im Home Office nennen? 
Die gibt es natürlich laufend, wenn sich die Kinder in einen Video Call drängen oder im Zimmer nebenan gerade ein Konzert geben wollen. Aber ehrlich gesagt lockert das jede Situation nur auf und ich sehe das sehr positiv.

Ganz ehrlich: Arbeitsoutfit oder Jogginghose? 
Definitiv Jogginghose. 

Über Honeypot:
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