Der deutsche Beratungsdschungel

Bezeichnungen wie „Coach“ oder „(Unternehmens-)Berater“ sind keine geschützten Begriffe und so kann sich jedermann als solcher betiteln – unabhängig von der Seriosität und den Qualifikationen.
Allgemein versteht sich unter dem Begriff Beratung ein Transfer von Informationen mit dem Ziel, das Wissen des Empfängers zu vergrößern. Unternehmen sind gewillt, viel Geld für diese Wissenserweiterung zu investieren. Die Branche wächst seit Jahren stetig und lockt mit hohen Einstiegsgehältern. Doch wie lässt sich gute Beratung erkennen und wie verhindert es ein Unternehmen, an ein „schwarzes Schaf“ zu geraten?

Warum überhaupt eine Beratung?

Grundsätzlich nehmen Unternehmen Beratung in Anspruch, wenn sie vor einer Aufgabe stehen, welche sie ohne externe Hilfe nicht bewältigen können oder wollen. Entweder reicht das vorhanden Wissen also zur Aufgabenlösung nicht aus oder aber es stellen sich andere Probleme: beispielsweise bei kritischen und ungeliebten Aufgaben oder auch, wenn die Beratung die Ergebnisse der eigenen Entscheidungsfindung bestätigen soll. Der Berater analysiert je nach Kommunikationsbedarf in Austausch mit dem Unternehmen die Aufgabe und spricht seine Ergebnisse und Handlungsempfehlungen aus – das Ob und Wie der Umsetzung steht dem Unternehmen frei. Unternehmen profitieren nicht allein von dem fachlichen Wissen des Unternehmensberaters, sondern vor allem von dessen methodischen Kompetenzen. Außerdem ist der soziale Aspekt durch eine Beratung zu beachten: ein Unternehmensberater agiert neutral, kann unabhängig soziale Einflüsse analysieren und Entscheidungen treffen. Als Außenstehender eröffnet der Unternehmensberater unter Umständen andere Perspektiven und zeigt Möglichkeiten auf, welchen sich das Unternehmen nicht bewusst war. Letztlich ist es auch die Erfahrung des Beraters, von der Unternehmen profitieren können: ein erfahrener Unternehmensberater hat bereits viele Einblicke in Unternehmen erhalten und kennt unterschiedlichste Erfolgskonzepte.

Trends im Beratungsmarkt

Der Beratungsmarkt ist hart umkämpft und auch wenn es so einige bekannte Big Player gibt, ist der Markt stark fragmentiert. Der Megatrend der Digitalisierung macht auch vor der Beratungsbranche keinen Halt. Neue Technologien sind innerhalb der Unternehmens-beratungsbranche eine innovative Chance zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit und der Verbesserung der Position im Wettbewerb. Besonders großes Potenzial besitzt die Virtualisierung von Leistungen, Prozessen, Organisationsstrukturen und Geschäftsmodellen. Außerdem nimmt der Bedarf an IT-Beratung erwartungsgemäß zu. Innovative Klienten erwarten selbstverständlich auch innovative Lösungen durch die Beratung. So sind Beratungsunternehmen schlichtweg dazu gezwungen sich mit innovativen Lösungen wie Clouds etc. auseinanderzusetzen.

Gute Beratung erkennen

Die ungeschützte Berufsbezeichnung, die Vielzahl an Anbietern und die Investitionsbereitschaft der Unternehmen in Beratung bieten auch unseriösen und unqualifizierten Beratern eine Plattform. Auch wenn eine direkte Messung des Beratungserfolges in der Regel nicht möglich ist, kann der Beratungsprozess als solcher als Erfolg oder Misserfolg eingestuft werden. Nimmt ein Unternehmen Beratung in Anspruch, werden dem Berater Einblicke in das Unternehmen und dessen interne Prozesse und Probleme gewährt, in der Hoffnung, eine Verbesserung zu erreichen. Daher liegt der Beratung großes Vertrauen zu Grunde. Doch woran ist gute Beratung zu erkennen? Grundsätzlich empfiehlt es sich bei der Auswahl von Beratern Datenbanken zu verwenden, welche gewissen Qualitätsstandards unterliegen. Schon bei der Anfrage der Beratung und einem erstenGespräch können verschiedene Merkmale auf die Güte der Beratung hinweisen. Ein professioneller Berater sollte anstandslos Angaben zur eigenen Ausbildung und abgeschlossenen Zusatzqualifikationen machen können. Von besonderer Bedeutung für den Erfolg einer Beratung ist die Auftragsklärung: unternehmensintern muss das Ziel der Beratung definiert und dem Berater entsprechend kommuniziert werden. Ein guter Berater kann Ihre Wünsche nicht erfüllen, wenn er diese nicht kennt und im Dunkeln tappt. Außerdem sollte der Beratungsprozess immer transparent ablaufen: d. h. das Vorgehen und die nächsten Schritte werden abgestimmt und sind im gesamten Prozess nachvollziehbar. Ein guter Berater wird sich außerdem innerhalb des Beratungsprozesses und der entwickelten Lösungen immer an den vorhandenen Ressourcen und Wünschen des Kunden orientieren – diese werden daher im Vorfeld genau definiert und abgefragt. In einem Gespräch findet man außerdem heraus, ob man „die gleiche Sprache spricht“ – vermittelt der Berater bestimmte Grundsätze und Werte, die Sie teilen und für eine erfolgreiche Zusammenarbeit schätzen?

Grundsätzlich kann mit guter Beratung sehr viel erreicht werden, aber wenn Ihnen Superlative versprochen werden, ist dies ein schlechtes Anzeichen – gute Berater sind sich Ihrer Qualitäten und Kompetenzen bewusst, aber eben auch ihrer Möglichkeiten.