Onlinetrainings, Lernen mit IT: Über Systemintegration und warum nicht alles MOOC ist

Trend E-Learning 2014

Experteninterview mit Beate Bruns, Geschäftsführerin der time4you GmbH

Karlsruhe, 29. Jänner 2014 - Weiterbildung ist eine gefragte Disziplin in Zeiten des demografischen Wandels und sichert den Wettbewerbsvorsprung von Unternehmen. E-Learning ist hier ein fester Bestandteil und im Wesentlichen in den Bereichen Personalentwicklung, Weiterbildung beziehungsweise direkt in den Weiterbildungsteams der Fachbereiche wie zum Beispiel Marketing verankert. Am häufigsten bieten die Unternehmen derzeit den Mitarbeitern das Online-Training an. 80 Prozent der Unternehmen, die E-Learning nutzen, setzen auf diese Methode, bei der die Inhalte geräteunabhängig über das Internet verfügbar sind. Eine Mischform von Online-Trainings in Kombination mit Präsenzveranstaltungen nutzt rund die Hälfte der befragten Unternehmen. Was wird derzeit diskutiert und wie sieht die Praxis aus?

Im Expertengespräch mit time4you

Frau Bruns, die time4you GmbH zählt seit Jahren zu den führenden Anbietern für IT-Lösungen im Personal-, Informations- und Trainingsmanagement im deutschsprachigen Raum. Sie sind aber auch Pioniere der ersten Stunde, wenn es um E-Learning geht. Der Siegeszug von E-Learning setzt sich weiterhin fort, die Marktzahlen belegen dies ausdrücklich. Welche Trends im Bereich Weiterbildung und E-Learning erleben Sie bei den Unternehmen und was erwartet uns in diesem Jahr?

BB: Technologie und neue Applikationen sind die wichtigen Nachfragefaktoren, das könnte man annehmen, wenn man die Medien verfolgt. Das ist aber nur bedingt richtig, wir erleben in der Praxis vor allem, dass zunehmend die prozessbezogenen Themen im Fokus stehen. Technologische Neuerungen werden als selbstverständlich angesehen und sollen möglichst ohne großen Anpassungsaufwand in die firmeneigene IT integriert werden.

Stichwort mobiles Lernen?

BB: Ja, das haben wir von Beginn an mitentwickelt und angeboten. Allerdings bleibe ich hier bei meiner Aussage vom letzten Jahr und stütze mich auf umfangreiche Analysen und Befragungen quer durch die verschiedenen Branchen: Das Lernen im Unternehmen wird auch in Zukunft primär das Lernen am Arbeitsplatz sein. In Zeiten von Tablet, Smartphone und Co werden mobile Angebote oder App-basierter Content selbstverständlich verstärkt angefragt. Diese sind für spezielle Zielgruppen relevant wie externe Mitarbeiter, Mitarbeiter ohne festen beziehungsweise Büro-Arbeitsplatz, Fachhändler oder Endkunden im B2C-Markt.

Wie wirkt sich der BYOD (= Bring Your Own Device) Trend in zahlreichen Unternehmen auf die E-Learning Branche aus?

BB: Nur am Rande. Das ist ja primär ein Thema für die IT der Unternehmen und berührt Fragen der IT-Governance und Sicherheit. Dort erfolgen die Weichenstellungen für den unternehmensspezifischen Umgang mit eigenen Geräten und dort werden die Vorgaben definiert, die für uns als Lösungsentwickler im E-Learning und E-HRM relevant sind.

Was ist mit SaaS und der Learning Cloud?

BB: Software als Mietlösung und als externer Service wird regelmäßig nachgefragt und auch implementiert. Unserer Erfahrung nach ist SaaS jedoch eher bei kleineren oder Einsteigerinstallationen ein Thema. Sobald es um größere Anwendungen und Zielgruppen geht, steht nach wie vor die Kauflösung und die Wartung im eigenen Rechenzentrum/IT-Bereich an erster Stelle. Ein wichtiger Faktor ist die IT-Kompetenz und -Kapazität der jeweiligen Organisation und - wie auch oben schon im Kontext "Bring Your Own Device" angesprochen - die IT-Policy.

Welchen Lernmanagementsystemen bringt der steigende Fachkräftemangel den Durchbruch?

BB: Ganz wichtig ist die Entwicklungs- und Integrationsfähigkeit des Systems. Mit Entwicklung meine ich hier die Erweiterung und Bereicherung der ursprünglichen E-Learning-Lösung in andere Anwendungsfelder von Personalentwicklung und Weiterbildung, wie zum Beispiel in Richtung Talent- bzw. Kompetenzmanagement.

Aktuell ist die Nachfrage nach Veranstaltungsmanagementsystemen bei allen Firmengrößen und Organisationen ist sehr groß. Auch das ist eine wichtige Ergänzung eines Lernmanagementsystems. Wir bieten beide Ausbaustufen als Applikationen an, sodass die Gesamtintegration des Systems schneller und kostengünstiger erfolgen kann. Einfache Reportings sind für die Weiterbildungsexperten das A und O. Nur, wenn die Zahlen belegbar, der Erfolg einer Maßnahme sichtbar wird, wird das Folgebudget für Personalentwicklung bereitgestellt bzw. den steigenden Anforderungen angepasst.

Man hört und liest eine Menge über MOOC, ist das der neue Megatrend?

BB: Ja in der Tat, das sollte man denken. Da Sie mich so gezielt danach fragen: Das ist für mich persönlich „alter Wein in neuen Schläuchen“. Das Modell der Open University mit sehr großen Teilnehmerzahlen in den Online-Kursen gibt es nun schon seit 15 bis 20 Jahren. Methodisch-didaktisch gesehen ist ein MOOC, ein "massive open online course", also nichts Neues. Im Gegenteil: wenn der MOOC-Kurs nur die Lerninhalte zum Abruf anbietet, vielleicht noch mit einem oder zwei Tests garniert und einem nicht moderierten Forum, ist das eine methodische "Wüste" und nicht besonders attraktiv und motivierend. Letzteres belegen die hohen Abbruchquoten. Und wenn ein MOOC methodisch hochwertiger ausgestattet ist, ggfs. mit persönlicher tutorieller Betreuung und echter Interaktion, stellt sich die Frage nach der Finanzierung dieser Leistungen. Ganz abgesehen von Fragen des Copyright ...

Was ist Ihr persönlicher Megatrend?

BB: Ganz eindeutig: die IT-Sicherheit und nach wie vor das Gütesiegel „Made in Germany“. Ersteres muss gewiss nicht erklärt werden, die Sensibilisierung hat glücklicherweise zugenommen. Mit dem Standortfaktor Deutschland können wir nach wie vor punkten. Vor allem Behörden und Kommunen, große Organisationen sowie namhafte Konzerne, die in DACH agieren, wollen diese Aspekte abgesichert wissen. Und wenn ich mir etwas wünschen darf: Mehr intelligente methodische Konzepte für E-Learning, die die sozialen Aspekte erfolgreicher Lernprozesse stärker berücksichtigen!