Glücklich gleich produktiv

Düsseldorf, Juli 2013 - Wie viel Schaden unzufriedene Mitarbeiter anrichten und wie Weiterbildungen Abhilfe schaffen Die Wirtschaft verliert an Stabilität. Das ist vielen Menschen bewusst, weshalb trotz des Fachkräftemangels viele Arbeitnehmer seltener ihre Stelle wechseln, wenn sie es nicht müssen. Doch Mitarbeiter sind deshalb nicht zufriedener in ihrem Job. Das zeigte eine bundesweite Umfrage des renommierten Gallup-Instituts: Nur 13 Prozent der Mitarbeiter, hochgerechnet macht das 4374 Millionen Personen, identifizieren sich mit ihrer Arbeit. Dienst nach Vorschrift erledigen 66 Prozent, also das Gros der Leute. Und gar keine emotionale Bindung zum Arbeitgeber besitzen hochgerechnet sogar 7065 Millionen Mitarbeiter, 21 Prozent der Befragten.

„Dass so viele Menschen innerlich gekündigt haben liegt daran, dass sich viele Unternehmer und Vorgesetzte zum Beispiel davor scheuen, ihren Angestellten zuzuhören, ob sie etwa mehr Verantwortung oder sich weiterbilden möchten“, begründet Stefan Janssen, Europa-Chef des eLearning-Spezialisten Skillsoft. Schließlich drehe es sich um Wertschätzung.

Personalexperte Jörg Knoblauch gibt ein Beispiel: Ein schlechter Unternehmer verstehe sich als bester Spieler, der selbst die Tore schießt. „Ein guter Chef dagegen sieht sich als Trainer, der Spielregeln für die Mannschaft festlegt und jedem Einzelnen die Anerkennung für seine Arbeit überlässt“, erklärt er. So werden Mitarbeiter durch mehr Verantwortung und Motivation zu Mit-Unternehmern. „Doch nicht jeder Mitarbeiter kann oder will unternehmerisch denken“, grenzt der Inhaber der Personal- und Zeit-Management-Firma Tempus ein.

In der Beratung teilt Knoblauch die Belegschaft deshalb in die Kategorien A, B und C. Während sich der A-Typ als Firma in der Firma versteht, erledigen B-Angestellte ihren Job handwerklich gut, wollen aber keine Verantwortung übernehmen. C-Kandidaten sind Fehlgriffe. „Selbst wenn sie kostenlos arbeiten würden, wären sie noch zu teuer“, sagt der Berater. Und: Während engagierte Mitarbeiter Erfahrungen aufbauen, geht bei jeder Kündigung wertvolles Wissen verloren. Bis ein Neuer dieselbe Leistung erbringt, müssen Chefs bis zu 15 Monatsgehälter investieren.

Das bestätigen die Forscher des Instituts. Denn sie stellten bei ihrer Umfrage fest, dass loyale Mitarbeiter insgesamt kundenfreundlicher und innovativer sind. Umgekehrt belaufen sich die volkswirtschaftlichen Kosten bei innerer Kündigung auf zwischen 121,8 und 125,7 Milliarden Euro jährlich.

Wie ein Unternehmer aus B- und C-lern A-Mitarbeitern machen kann, zeigen Studien: Rund 17.000 Personen aus über 80 Ländern wurden nach jenen Faktoren gefragt, die zu einem guten Arbeitsumfeld beitragen. 62 Prozent der befragten deutschen Arbeitnehmer geben an, dass die Anerkennung der Arbeitsleistung für ein angenehmes Arbeitsklima ausschlaggebend ist. Respekt und Kollegialität (61 Prozent) und die Möglichkeit, Wissen und Fähigkeiten auszutauschen (60 Prozent) sind ebenfalls wichtige Faktoren.

Und auf lange Sicht sind es nicht Gratis-Tablet oder Büro-Massagen, welche die Moral heben. Um Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen, empfiehlt der Giengener Personalexperte Unternehmern, mit ihren Angestellten einen Karrierepfad, Weiterbildungen und Coachings zu planen und zu diskutieren. Janssen kennt die Wirkung von Kursen in Führungsfertigkeiten, neuer CAD-Software oder Programmiersprachen, wie sie Skillsoft anbietet: „Diese Angebote überbringen die Botschaft eines Chefs deutlicher als alles andere.“ Denn sie setzen den Mitarbeitern ein klares Ziel vor Augen: Eine glänzende Zukunft in der Firma.