Rollentheorie von Belbin

engl.: Belbin's Team Roles

spezifisches Modell mit Aussagen zum Verhalten (-> Behaviorismus) von Individuen in Organisationen, die in hohem Maße durch deren Rolle innerhalb ihres Teams (-> Gruppe) geprägt sind (engl.: Belbin's Team Roles).

Gemäß Belbins Rollentheorie sind folgende fünf Merkmale charakteristisch für erfolgreiche Teams:

  1. Innerhalb eines Teams existieren im Wesentlichen die funktionale und die teambezogene rollenbedingte Orientierung. Die funktionale Orientierung manifestiert sich in der Ausbildung, den Kenntnissen und den Erfahrungen der Teammitglieder. Die teambezogene Orientierung bezieht sich auf persönliche Merkmale der Teammitglieder, welche wiederum die -Interaktion innerhalb eines Teams beeinflussen.
  2. Die Mitglieder des Teams nehmen jeweils unterschiedliche Rollen wahr. Dadurch kann das Team seine Ressourcen optimal nutzen.
  3. Die Teammitglieder finden eine optimale Balance zwischen der funktionalen und der teambezogenen Orientierung. Diese Balance hängt wiederum von der Aufgabe und den Zielen eines Teams ab.
  4. Die Mitglieder engagieren sich in hohem Maße innerhalb ihrer Rollen im Team.
  5. Die Zuschreibung der Teamrollen zu einer Person basiert in erster Linie auf persönlichen Fähigkeiten (-> Qualifikation) dieser Person.

Neben den grundlegenden Orientierungen von Rollen spezifiziert Belbin (1981,1993) unterschiedliche Rollen innerhalb eines Teams. Der Teamleiter (-> Team Leader) kann im Wesentlichen zwei Rollen einnehmen:

  1. Bewahrer: Teamleiter, die diese Rolle einnehmen, konzentrieren sich auf die effiziente Nutzung der Ressourcen eines Teams. Sie fordern den Teamgeist und legen Wert auf das Engagement der Teammitglieder für deren eigene Rolle.
  2. Initiativer: Diese Teamleiter zeichnen sich durch hohe Handlungsorientierung aus und forcieren Veränderungen. In Verbindung mit Veränderungen werden auch vorübergehende Abweichungen von den Rollen akzeptiert.

Die Mitglieder des Teams können sieben unterschiedliche Rollen wahrnehmen:

  1. Planer: Introvertierte und sehr kompetente Mitglieder, die Wert auf Stabilität legen. Diese Mitglieder setzen zunächst ihre eigenen Pläne um, ohne parallel neue Aktivitäten anzustoßen.
  2. Ressourcenentwickler: Extrovertierte Mitglieder, die gerne neue Dinge ausprobieren. Diese Personen haben eine ausgeprägte Affinität zu Veränderungen und entwickeln ständig neue Ideen/Konzepte. Darüber hinaus verfügen sie über ein Netzwerk persönlicher Kontakte.
  3. Loyaler: Teammitglieder mit hohem Commitment zum Unternehmen. Die eigenen Interessen werden den Zielen des Unternehmens untergeordnet.
  4. Beobachter: Personen, die diese Rolle wahrnehmen, werden punktuell hinzugezogen. Sie agieren als außenstehende dritte Person und sind mit der Bewertung und Strukturierung von Sachverhalten betraut. Diese (temporären) Teammitglieder haben tendenziell eine hohe Akzeptanz im Team aufgrund ihrer neutralen Position.
  5. Teampfleger: Teammitglieder, die ein hohes Maß an zwischenmenschlichen Fähigkeiten aufweisen. Diese Teammitglieder tragen wesentlich zum Teamgeist und zur Identifikation der Teammitglieder für das Team bei.

  6. Umsetzer: Inhaber dieser Rolle sorgen dafür, dass angefangene Projekte zum Abschluss gebracht werden. Insbesondere überprüfen sie regelmäßig den Zielerreichungsgrad.
  7. Spezialist: Teammitglieder, die über ein hohes Maß an Fachkompetenz im Hinblick auf das zu lösende Problem verfügen.

Unzutreffenderweise wird der Ansatz von Belbin in der Literatur häufig als Theorie bezeichnet. Tatsächlich handelt es sich um eine Typologisierung möglicher Rollen in einem Team, die nicht einmal umfassend empirisch fundiert wurde. Trotzdem erfährt der Ansatz im Rahmen von Beratungsprojekten und als Instrument der Teamentwicklung intensive Nutzung (Stock 2003).