Flow-Erlebnis

engl.: flow experience

psychischer Zustand extremen aktuellen Wohlbefindens und der vollständigen Hingabe an eine Tätigkeit (z.B. bei passionierten Bergsteigern, Schachspielern oder Künstlern).

Flow ist ein Zustand der Selbstvergessenheit (man vergisst seine Sorgen, Raum und Zeit), in dem das Bewusstsein anstrengungslos funktioniert. Aufmerksamkeit, Wahrnehmung und Gedächtnis arbeiten mit geringstem Widerstand. Die Tätigkeit entsteht aus sich heraus und der Akteur reflektiert nicht über sich selbst. Physiologisches Korrelat des Flow-Erlebens scheint eine Abnahme des kortikalen Erregungsniveaus zu sein. Daneben wird von einer Zunahme der Pulsfrequenz und der Atmungstiefe berichtet.

Der Begriff Flow (engl. fließen, schweben) wurde vom Psychologen Csikszentmihalyi, der sich Mitte der 1970er Jahre im Rahmen der Motivationsforschung mit positivem Erleben beschäftigt hat, geprägt. Zentrale Variablen im Flow-Modell sind die wahrgenommenen Herausforderungen beziehungsweise Anforderungen und die wahrgenommenen Fähigkeiten und Fertigkeiten (-> Qualifikation). Wenn die Anforderungen die Fähigkeiten überschreiten, entsteht ein Zustand der Beunruhigung. Langeweile entsteht, wenn die Anforderungen die Fähigkeiten unterschreiten. Fällt die Diskrepanz zwischen Anforderungen und Fähigkeiten drastisch aus, dann gehen sowohl Langeweile als auch Beunruhigung in einen Zustand der ernsthaften Besorgnis oder Angst über. Eine optimale Passung von Anforderung und Fähigkeit ist die Bedingung dafür, dass ein Flow-Zustand erlebt werden kann. Flow-Erleben ist aber nicht automatisch indiziert, wenn eine Passung zwischen Fähigkeit und Anforderung vorliegt. Im erweiterten Flow-Modell von Massimi und Carli (1986) stellen sich Flow-Zustände erst dann ein, wenn kongruente Anforderungen und Fähigkeiten ein bestimmtes Niveau überschritten haben. Ist dies nicht der Fall, entsteht der Zustand der Teilnahmslosigkeit oder Gleichgültigkeit.

Als weitere Bedingungsfaktoren für das Erleben von Flow werden Charakteristika der Tätigkeiten (klar strukturiert, eindeutige Kriterien der Durchführung, konkretes Feedback über die Erreichung der Kriterien), Merkmale der Persönlichkeit (autotelischen Persönlichkeiten fällt es leichter, sich unabhängig von einer externen Belohnung (-> Belohnung und Bestrafung), intensiv mit etwas zu beschäftigen), sozioökonomische Variablen (z. B. Mittelschichtzugehörige berichteten mehr Flow-Erlebnisse als Unterschichtzugehörige im Arbeitskontext) und Umgebungsvariablen (angenehme soziale Atmosphäre, keine Ablenkungen und kein Zeitdruck) angenommen.