Arbeitsmarkttheorien

engl.: labor market theories

Arbeitsmarkttheorien beschäftigen sich mit Analysen und Erklärungen von Prozessen und Ergebnissen des Arbeitsmarktes. Sie lassen sich in klassische bzw. neoklassische sowie in die neueren mikroökonomischen Arbeitsmarkttheorien untergliedern. Neoklassische Arbeitsmarkttheorien verstehen den Arbeitsmarkt als Auktionsmarkt und basieren auf den Annahmen des vollkommenen Marktes, also vollständiger Information, vollständiger Faktormobilität, nicht vorhandener Markteintritts- und -austrittsbarrieren sowie homogener Arbeit. Des Weiteren wird den Betrieben Gewinnmaximierung und den Arbeitnehmern Nutzenmaximierung als einziges handlungsleitendes Ziel unterstellt. Folgende Ansätze sind v. a. anzuführen:

  • Die Theorie des kurzfristigen Arbeitsangebots versucht, in Abwandlung der neoklassischen Haushaltsnachfragetheorie, die Angebotsmenge auf dem Arbeitsmarkt zu erklären. Das nutzenmaximierende Individuum wird gerade so viel arbeiten, dass der Nutzenentgang durch die letzte aufgegebene Freizeitstunde dem Nutzenzuwachs durch den aufgrund der Lohnzahlung (-> Entgelt) vermehrten Güterkonsum entspricht. Im Gleichgewicht bildet dann der Marktlohnsatz den Wert ab, den ein Arbeitsanbieter (-> Arbeitgeber) einer zusätzlichen Freizeitstunde beimisst.
  • Die Theorie der kurzfristigen Arbeitsnachfrage zeigt entsprechend, dass unter der Annahme vollständiger Konkurrenz und damit völlig elastischen Arbeitsangebots der Betrieb Mengenanpasser ist und so lange Arbeitnehmer einstellt, wie das Wertgrenzprodukt, also die bewertete Leistung der letzten eingestellten Arbeitskraft, über dem zu zahlenden Lohn liegt.
  • Mit den skizzierten Ansätzen lassen sich viele der Phänomene am Arbeitsmarkt nicht erklären. Das führte zur Entwicklung mehrerer Ansätze, die als neuere mikroökonomische Arbeitsmarkttheorien bezeichnet worden: Suchtheorie, Humankapitaltheorie, Kontrakttheorie, Effizienzlohntheorie, Insider-Outsider-Modelle, Filtertheorien und Segmentationstheorie. (Bis auf die Segmentationstheorie stellen alle Ansätze Varianten des neoklassischen Grundmodells dar.) Sie unterscheiden sich von den neoklassischen Arbeitsmarktmodellen, indem sie eine oder mehrere der restriktiven Annahmen des vollkommenen Marktes aufgeben und so realitätsnäher vorgehen. Sie bleiben jedoch bei der Annahme rationalen Verhaltens.