Was exzellente Leader ausmacht

Was zeichnet außergewöhnlich gute Führungskräfte aus? Neue Forschungsergebnisse zeigen: Es gibt insgesamt 16 Kompetenzen, die zu Excellence Leadership führen. Doch nur drei bis vier von diesen Schlüsselkompetenzen müssen Manager in herausragender Weise haben, um sich von anderen Führungskräften abzuheben.

Gut ist meist nicht gut genug. Auch in Sachen Führung. Denn "nur gute" Führungskräfte bringen Unternehmen nicht nach vorne. Hierzu bedarf es exzellenter Führungskräfte, die in
Unternehmen das Ruder herumreißen, Konzerne an die Spitze bringen, Mittelständler zu Champions machen. Doch was heißt exzellent bzw. außergewöhnlich gut, wenn von Führung die Rede ist? Wie unterscheiden sich solche Führungskräfte von anderen Führungskräften? Worauf basieren ihre herausragenden Führungsqualitäten? Die US-amerikanischen Leadershipforscher Jack Zenger und Joseph Folkman haben 16 Kompetenzen identifiziert, die bei herausragenden Chefs überdurchschnittlich häufig vorzufinden sind. Diese Kompetenzen lassen sich in fünf Bereiche unterteilen:

1.) Ergebnisorientierung

Dazu zählen sich herausfordernde Ziele zu setzen, die Initiative zu ergreifen und ergebnisorientiert zu handeln.  

2.) Veränderungen vorantreiben

Wer hier stark drin ist, zeigt Veränderungsinitiative, entwickelt strategische Perspektiven und
repräsentiert die Organisation entsprechend nach außen.

3) Charakter

Die Kompetenz hier lautet hohe Integrität und Ehrlichkeit zu zeigen.

4) Individuelle Fähigkeiten

Gefragt sind technische/berufliche Erfahrung, Problemlösung und -analyse, Innovation und
ständige Weiterentwicklung

5) Interpersonelle Fähigkeiten

Hierzu gehören unter anderem Kommunikationsfähigkeit, Beziehungskompetenz und die
Gabe, andere zu Höchstleistungen zu inspirieren und zu motivieren.

Eine exzellente Führungskraft weist natürlich nie alle der Schlüsselkompetenzen auf. Das
muss sie auch nicht. Denn Manager sind nicht dann exzellent, wenn sie keine Schwächen
haben. Sie stechen vielmehr hervor, wenn sie über klare Stärken verfügen.  Mit anderen
Worten: Sie müssen nicht überall perfekt sein, aber in einigen Bereichen eben herausragend. Steve Jobs, zum Beispiel, war im sozialen Umgang sehr umstritten. Doch der
Apple-Gründer war so herausragend in Sachen Inszenierung, visionärem Denken und
Kreativität, dass diese Stärken seine Fehler völlig überdeckt haben.

Wichtigste Führungskompetenz: andere zu Höchstleistungen inspirieren

Was Steve Jobs ebenfalls beherrschte: andere zu inspirieren und zu Höchstleistungen zu
motivieren. Diese Kompetenz hat innerhalb der Führungskernkompetenzen eine
Schlüsselrolle inne. In den USA ist dies die wichtigste Kompetenz, die eine Führungskraft
haben sollte. Auch in Deutschland zählt sie im Rating der wichtigsten Kompetenzen zu den
ersten drei. Wie eine Analyse zeigt, sind die deutschen Führungskräfte mit der
Inspirationskompetenz jedoch am wenigsten gut ausgestattet. Viele von ihnen wissen
schlicht nicht, wie sie andere begeistern und motivieren können. Daher lohnt es, sich diese
Kompetenz näher anzuschauen. Was machen inspirierende Führungskräfte anders als ihre
Kollegen? In der Regel haben sie großes Vertrauen in ihre Mitarbeiter. Sie trauen ihnen was
zu und glauben daran, dass diese Erfolge erzielen. Diese positive Haltung gegenüber
anderen führt dazu, dass diese Führungskräfte generell weniger kontrollieren als andere.
Vielmehr ermutigen sie, dass jeder sein Bestes gibt. 

Entscheidend sind aber weitere, die Schlüsselkompetenz stützende Kompetenzen. Nach den
Erkenntnissen von Zenger und Folkman hat jede Schlüsselkompetenz bestimmte
Begleitkompetenzen, die eng mit ihr verwoben sind. Über diese Kompetenzbegleiter kann
die Schlüsselkompetenz entwickelt werden. Das verhält sich wie bei einem Training für einen
Marathon-Lauf: Nicht allein das immerwährende Lauftraining bringt den Marathonläufer zum
Erfolg. Wichtig ist ein Crosstraining, welches auch Krafttraining und Stretching sowie
Langstrecken-Schwimmen umfasst. Zudem ist eine gesunde Ernährung wichtig.

Es tut also Not, die Begleitkompetenzen der Inspirationskompetenz zu kennen. Laut
Zenger/Folkman gehört dazu, dass inspirierende Führungskräfte ihre Vorbildfunktion
vollkommen akzeptieren. Sie sind bereit, die Initiative zu ergreifen und Veränderungen aktiv mitzugestalten. Zudem wissen sie, dass menschliches Verhalten zu einem Großteil von
Gefühlen geprägt ist. Sie gehen bewusst mit Emotionen um, und ihnen ist klar, dass sich
Gefühle übertragen. Und so ist ihnen letztlich auch klar, dass sie in ihrer Position in der Lage
sind, die Laune ihrer Mitarbeiter bis zur Euphorie zu heben.

Vita:

Tanja Abwa ist Geschäftsführerin der auf Kompetenzmanagement spezialisierten Scheelen
GmbH Österreich. Sie ist Expertin für Potenzial- und Kompetenzanalysen sowie für
Personalentwicklung.