Selbstständigkeit als Alternative zum Angestelltenjob

Nur wenige deutsche Arbeitnehmer wagen den Schritt in die Selbstständigkeit. Natürlich ist eine Existenzgründung mit einem gewissen Risiko verbunden. Selbstständige haben kein geregeltes Einkommen und müssen ihre Aufträge eigenständig akquirieren. Zudem verlangt eine selbstständige Tätigkeit einem Existenzgründer viel mehr Fähigkeiten ab als eine Festanstellung in einem bestimmten Aufgabenbereich. Allerdings sind feste Jobs in der heutigen Zeit längst nicht mehr sicher. Wer die grundlegenden persönlichen Voraussetzungen für eine Selbstständigkeit erfüllt und eine nachgefragte Leistung zu bieten hat, für den kann sich die Existenzgründung als erfolgreiche Alternative zur Arbeitslosigkeit entwickeln. Angestellte können das Risiko insbesondere zu Beginn reduzieren, indem sie sich nebenberuflich selbstständig machen.

Mögliche Gründe für eine Selbstständigkeit

Dass der Arbeitsmarkt sich im Wandel befindet, ist bekannt. Laut der aktuellen Statistik der Bundesagentur für Arbeit stehen den 2,8 Millionen Arbeitslosen lediglich 551.595 offene Arbeitsstellen gegenüber. Zudem finden sich selbst gut ausgebildete Angestellte immer häufiger in befristeten Stellen, Kurzarbeitsstellen oder geringfügigen Beschäftigungen wieder. Ein kürzlich veröffentlichter Bericht der internationalen Arbeitsorganisation ILO ergab, dass nur 40 Prozent aller Arbeitnehmer weltweit einen unbefristeten Job haben. Wie in einem Artikel auf tagesschau.de nachzulesen ist, belaufen sich die Steuerverluste durch fehlende Vollzeitstellen laut den Schätzungen des ILO-Chefs Guy Ryder auf insgesamt auf 3,7 Millionen Dollar.

Aus Angst vor einer Arbeitslosigkeit und mangelnder finanzieller Sicherheit nehmen es viele Berufstätige in Kauf, sich von einem befristeten Arbeitsplatz zum nächsten zu kämpfen. So lange die Lücken dazwischen nicht zu groß werden, kann dies gut funktionieren. Leider lassen sich Arbeitslosenzeiten unter den heutigen wirtschaftlichen Bedingungen meist nicht völlig vermeiden. Besonders Frauen scheuen jedoch bis jetzt das Risiko der Selbstständigkeit. Nur drei von zehn in Deutschland Unternehmensgründungen stammten bis 2014 von Frauen. Der Anteil weiblicher Existenzgründer lag dann bei 7,6 Prozent, während der männliche Anteil bei Selbstständigen 14 Prozent betrug. Dies geht aus einer Pressemitteilung des Bundesministeriums für Wirtschaft hervor.

Natürlich will eine Selbstständigkeit wohlüberlegt sein. Potentielle Existenzgründer sollten bereit sein, sämtliche Konsequenzen der selbstständigen Tätigkeit zu tragen. Während es in großen Unternehmen für jeden Aufgabenbereich eigene Fachkräfte gibt, erledigt ein Selbstständiger verschiedene Aufgaben bis hin zur Verwaltung selbst. Auch müssen sich Selbstständige sehr gut organisieren, um die berufliche Tätigkeit optimal mit den anderen Lebensbereichen zu vereinbaren. Wer jedoch gut vorbereitet, mit gefragten Qualifikationen, aussagekräftigen Nachweisen und passenden Marketing-Maßnahmen eine Selbstständigkeit beginnt, wird idealerweise nie wieder arbeitslos sein. Ein weiterer Vorteil einer selbstständigen Tätigkeit: Sie ist unkündbar.

Existenzgründung richtig vorbereiten

Als Erstes sollten angehende Existenzgründer sich darüber klar werden, welche Leistung sie anbieten möchten und können. Im nächsten Schritt ist zu klären, ob es sich dabei um eine freiberufliche Tätigkeit oder ein Gewerbe handelt. Auch muss sich der angehende Selbstständige vorher überlegen, welche Geschäftsform er wählen möchte. Bevor es jedoch an die konkrete Planung geht, sollten zukünftige Unternehmer die Tragfähigkeit des betreffenden Geschäftsmodells prüfen. Besteht ausreichend Bedarf an dem angebotenen Produkt oder der Dienstleistung? Wie groß ist die Konkurrenz? Gibt es ein Alleinstellungsmerkmal, mit dem sich der potentielle Selbstständige am Markt etablieren kann? Welche Möglichkeiten zur Kundengewinnung stehen ihm zur Verfügung? Sind vielleicht sogar schon Kontakte vorhanden? Mit einer gründlichen Vorbereitung auf die Existenzgründung sind viele Stolperfallen vermeidbar.

Diese Vorbereitung beinhaltet die folgenden Aspekte:

  • Gründliche Marktanalyse: Um den potentiellen Erfolg eines selbstständigen Unternehmens besser einschätzen und die Selbstständigkeit effizient planen zu können, müssen Existenzgründer ihren Markt kennen. Einer der größten Fehler beim Start in die Selbstständigkeit ist laut diesem Artikel eine fehlende oder unzureichende Marktanalyse. Des Weiteren sollte vor der Existenzgründung sichergestellt sein, dass alle für die Tätigkeit benötigten Materialien und Geräte vorhanden sind. Ist eine Investition nötig?
  • Finanzielle Planung: Stehen genug Finanzen zur Verfügung, oder benötigt der zukünftige Unternehmer finanzielle Unterstützung? Eine gute finanzielle Absicherung vermindert das Risiko einer Insolvenz im Rahmen der Selbstständigkeit. Um staatliche Fördermöglichkeiten für die Selbstständigkeit oder einen Bankkredit in Anspruch nehmen zu können, wird ein Businessplan verlangt. In diesem Businessplan sollten detailliert alle wichtigen Fragen rund um das zu gründende Unternehmen beantwortet werden. Was alles im Businessplan stehen sollte, ist in einer Checkliste des Bundesministeriums für Wirtschaft aufgeführt.
  • Preise: Bei der Gestaltung der Preise sollten neben dem jeweiligen Arbeitsaufwand und der Konkurrenzfähigkeit auf dem Markt auch die Betriebskosten berücksichtigt werden. Zudem sollten sie idealerweise so kalkuliert sein, dass etwaige Auftragsflauten hinreichend abgefedert werden.
  • Professionelle Homepage: Eine Firmenwebsite, auf welcher der Selbstständige Informationen zu seinen Leistungen, Qualifikationen und gegebenenfalls Referenzen präsentiert, gehört zu einem professionellen Auftritt dazu. Die meisten potentiellen Kunden benutzen heutzutage das Internet. Über Suchmaschinen und soziale Netzwerke gelangen zahlreiche Interessenten zur Firmenhomepage des Existenzgründers.
  • Steuerliche Anmeldung: Wenn die grundlegenden Punkte geklärt sind und der Entschluss, sich selbstständig zu machen, auch nach den Vorüberlegungen noch Bestand hat, muss der zukünftige Selbstständige noch den Fragebogen zur steuerlichen Erfassung ausfüllen, unterschreiben und beim örtlichen Finanzamt einreichen. Spätestens hier muss er sich überlegen, ob er die Kleinunternehmerregelung in Anspruch nehmen möchte. Dazu ist er berechtigt, wenn sein Umsatz voraussichtlich unter 17.500 Euro liegen wird. Hierdurch spart er sich einigen bürokratischen Aufwand, zumal er dann keine Umsatzsteuer berechnen und steuerlich deklarieren muss. Im Gegenzug kann erdann keine Vorsteuer bei Eingangsrechnungen geltend machen.

Der erfolgreiche Start in die Selbstständigkeit

Es empfiehlt sich, mit dem Marketing nicht erst dann zu beginnen, wenn die Antwort vom Finanzamt auf die Anmeldung eintrifft. Je früher der Existenzgründer sein Angebot bekannt macht, desto erfolgreicher kann der Start verlaufen. Auch erste Kontakte zu potentiellen Kunden können schon geknüpft und angebahnt werden. Für die Auftragsakquise von Freelancern sind unter anderem die sozialen Netzwerke und auch Projektplattformen nützlich.

Des Weiteren kann der zukünftige Selbstständige in der Zwischenzeit seine Planung optimieren und die Inhalte seiner Firmenwebsite verbessern. Ein weiterer wichtiger Aspekt betrifft die Koordination der Arbeit mit den anderen Lebensbereichen. In diesem Rahmen sollte auch das Umfeld frühzeitig über die demnächst beginnende Selbstständigkeit informiert werden und sichergestellt sein, dass Angehörige und Freunde diese unterstützen und die damit zusammenhängenden Umstände akzeptieren. Dies geschieht am ehesten, wenn sie in die Planung mit einbezogen werden.

 

Abbildung 1: Pixabay.com © intelligentnetware (CC0 1.0)  
Abbildung 2: Pixabay.com © geralt (CC0 1.0)