Onboarding versus der Wurf ins kalte Wasser

„Der erste Eindruck zählt“ und dennoch lassen viele Unternehmen der Einarbeitung neuer Mitarbeiter/innen nicht genügend Bedeutung zukommen. Der erste Arbeitstag ist oftmals mit Unsicherheit, aber auch mit hohen Erwartungen verbunden. Schließlich hat sich der/die Kandidat/in im Bewerbungsprozess durchgesetzt und sich bewusst für das Unternehmen entschieden. Euphorisch und motiviert, aber auch ein wenig nervös, beginnt in der Regel der erste Tag. „Werde ich gut aufgenommen?“, „Wie sind die Kollegen?“, „Kann ich an den guten Eindruck aus dem Vorstellungsgespräch anknüpfen?“ sind einige der Fragen, die sich der/die neue Mitarbeiter/in wahrscheinlich stellt. Gedanken, dass das neue Unternehmen doch nicht so gut passt wie erwartet, kommen in der Regel schon in den ersten Tagen auf – doch wie kann ein Unternehmen den Einstieg besser gestalten und Zweifeln entgegenwirken?

Onboarding – fachliche und soziale Integration

Onboarding lautet das Zauberwort, welches sich der systematischen Integration neuer Mitarbeiter/innen widmet. Die fachliche Integration stellt sicher, dass das volle Leistungspotenzial vom neuen Personal schnell erreicht und genutzt werden kann. Neues Personal sollte vor allem in der Anfangsphase weder über- noch aber unterfordert werden, denn nichts ist schlimmer als Langeweile! Um neue Mitarbeiter/innen erfolgreich zu integrieren und langfristig an das Unternehmen zu binden, sind die sozialen Komponenten und die Identifikation mit dem Unternehmen, dessen Werten und Kultur nicht zu unterschätzen. Erfolgreiches Onboarding holt neues Personal wortwörtlich „an Board“ und sorgt dafür, dass es dieses nicht mehr verlassen will. Dazu werden in der Anfangszeit verschiedene aufeinander aufbauende Maßnahmen umgesetzt.

Die Integration beginnt bereits vor der Einstellung

Der Onboarding-Prozess kann schon nach der Vertragsunterzeichnung beginnen: Einladungen zu Events, das Zusenden von Informationsmaterial und praktischen Hinweisen sowie feste Ansprechpartner/innen verringern nicht nur Unsicherheiten in Hinblick auf den neuen Arbeitgeber, sondern fördern auch die Vorfreude auf den Arbeitswechsel. Außerdem müssen natürlich bestimmte Vorkehrungen getroffen werden: am ersten Arbeitstag sollte für den/die neue/n Kollegen/in unbedingt alles Essentielle bereit stehen. Neben einem komplett eingerichteten Arbeitsplatz (Schreibtisch, Laptop, Telefon etc.) gehören dazu alle notwendigen Berechtigungen und Zugänge. Kann der/die Neue am ersten Arbeitstag nicht loslegen oder findet den Arbeitsplatz mit den Resten des Vorgängers vor, ist Frustration vorprogrammiert. Außerdem sollte ein individueller Einarbeitungsplan erstellt werden. Zur Vorbereitung gehört auch, dass alle Kollegen/innen und Verantwortlichen informiert sind und entsprechend Zeit für den/die Neue/n einplanen.

Kleine Aufmerksamkeiten – große Wirkung

Eine herzliche Begrüßung, ein Blumenstrauß auf dem Schreibtisch und ein/e Pate/in, welcher für Rat und Tat zur Verfügung steht. Oft sind es nur Kleinigkeiten, die den Unterschied machen, das Erlebnis des/r neuen Mitarbeiters/in aber durchaus im großen Maße positiv beeinflussen. Eine Investition in Onboarding-Instrumente ist daher absolut empfehlenswert. Von besonderer Bedeutung ist mit Sicherheit der erste Arbeitstag: bei dessen Gestaltung spielen viele Einflussfaktoren eine Rolle. Der/die neue Mitarbeiter/in soll sich willkommen fühlen, alles Wichtige kennenlernen, aber nicht mit Daten und neuen Prozessen erschlagen werden. Das hohe Motivationslevel sinkt entsprechend, wenn der erste Tag langweilig gestaltet ist. Daher ist eine erste spannende Tätigkeit oder Aufgabe mit hoher Erfolgswahrscheinlichkeit zu empfehlen.Gute Onboarding-Maßnahmen werden nicht nur die Frühfluktuation verringern, sondern die Produktivität, Motivation und Zufriedenheit steigern. Die Etablierung eines systematischen Onboarding-Prozesses lohnt sich also, zumal sich nicht jeder einen Sprung ins kalte Wasser traut.

Autorin: Franziska Wiegel aus dem PERWISS-Redaktionsteam