kununity: Employer Branding auf dem Prüfstand

Unter dem Motto „Alles, was du schon immer wissen wolltest“ startet das Arbeitgeberbewertungsportal kununu im November sein neues Feature kununity. Aktuelle und ehemalige Mitarbeiter, Praktikanten, Freelancer, Auszubildende, Bewerber, Freunde und Verwandte von Mitarbeitern eines Unternehmens bilden dabei dessen kununity und können direkt auf dem jeweiligen kununu-Unternehmensprofil all das (hinter)fragen, was sie über diesen Arbeitgeber wissen möchten. Die Antworten kommen ebenfalls aus der kununity oder vom Unternehmen selbst. Wie bisher bei Bewertungen auch, bleiben alle Beteiligten, die sog. Insider, bis auf authentifizierte Unternehmensvertreter anonym.

Worum geht es bei kununity?

Mit welchen Fragen können Unternehmen rechnen? Zum Beispiel, so die Antwort von kununu, mit diesen: „Stimmt es, dass in der Buchhaltung öfter die Fetzen fliegen?“ oder „Dürfen Azubis im ersten Jahr wirklich nur Kaffee kochen?“ oder „Wie werden hier eigentlich Gehaltserhöhungen gehandhabt?“

Der Nutzen liegt laut kununu in der Transparenz. Dadurch, dass jeder fragen und antworten darf, sollen Unternehmensaussagen einem Reality-Check unterzogen werden. Job-Interessierte erfahren, so die Theorie, von Unternehmens Insidern, wie es hinter den Kulissen wirklich abläuft. Auch Mitarbeiter sollen auf dieser Plattform die Möglichkeit haben, die Chefetage direkt anzusprechen.

Employer Branding auf dem Prüfstand

In Zeiten, in denen Arbeitgeber oft im uniformen Employer Branding auftreten und in Buzzword gespickten Stellenanzeigen eine offene Unternehmenskultur, flache Hierarchien, flexible Arbeitszeiten und attraktive Entwicklungsperspektiven versprechen, kommt eine Wahrheits-Offensive gerade recht.

Die Hüllen wird kein Unternehmen ganz fallen lassen – muss es auch nicht. Denn Ziel von kununu ist es, Interaktion zu generieren. Allein mit Content und FAQs entsteht nämlich noch keine Community. Offen bleibt die Frage, ob ein Unternehmen wirklich auf jede Frage eingehen muss oder sollte (gleiches gilt für Kommentare auf Bewertungen), um im Social Recruiting zu bestehen.

Professionelles Beschwerdemanagement im Sinne eines floskelhaften „Vielen Dank für Deine kritische Anmerkung, die wir uns sehr zu Herzen nehmen. Wir arbeiten täglich hart daran, immer besser zu werden“ trägt wenig zur Wahrheitsfindung bei. Ob und wie sich ein Unternehmen in einen öffentlichen Dialog begibt, ist Frage des unternehmerischen Selbstverständnisses – und somit eine grundsätzliche Überlegung wert.

Zurücklehnen und beobachten – eine Option für Unternehmen?

Modern geführte Unternehmen wünschen sich mutige, selbständig denkende Mitarbeiter. Eine eigene Meinung zu haben, ist in der künftigen Arbeitswelt kein Luxus, sondern eine Bedingung. Eine Meinungsbildung, die auf den Wahrnehmungen und Aussagen Dritter basiert, widerspricht diesem Wunsch. Vielleicht ist es daher schlauer, sich als Unternehmen entspannt zurückzulehnen und einer kununity ihren Lauf zu lassen?

Eher nicht. Wer jedoch regelmäßig seine Hausaufgaben macht hat, d. h. seine Werte lebt, sollte wenig zu befürchten haben. Wie könnte eine bessere Lösung aussehen, dem Bedürfnis nach Transparenz nachzukommen?

Zum einen: Buzzwords und Floskeln durch konkrete Inhalte und authentisches Storytelling ersetzen – das darf auch ruhig mal unbequem sein oder Kante zeigen.

Zum anderen: Interessierten konkrete Alternativen anbieten, sich eine eigene Meinung zu bilden und auf Tuchfühlung mit dem Unternehmen oder seinen Mitarbeitern zu gehen – zum Beispiel in Form von regelmäßigen, persönlichen oder virtuellen Live Veranstaltungen oder formlosen Einladungen ohne Marketing-Tamtam. Auch ein facettenreicher, lebendiger Social Media Auftritt gibt Einblick in die Entwicklung und den aktuellen Status eines Unternehmens und bezeugt gleichzeitig, wie sorgsam man mit dem öffentlichen Informationsbedürfnis umgeht.

Drittens: Den Auswahlprozess als etwas Duales begreifen, dass Offenheit von beiden Seiten erfordert. Das bedeutet, stets das gegenseitige und gründliche Kennenlernen in den Vordergrund zu stellen und solange Zeit zu investieren, bis wirklich alle Fragen geklärt und Zweifel ausgeräumt sind. Ein Probearbeiten oder ein Lunch mit dem neuen Team sind in diesem Zusammenhang keine neue Erfindung, aber bewährte Mittel. Das erspart beiden Seiten mögliche Enttäuschungen und prüft nebenbei den cultural fit.

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