Gamification in HRM – Recruiting + Gamification = Recrutainment

Ist Gamification das nächste ‘grosse Ding’ im Human Resources Management oder lediglich ein weiteres wohlklingendes Buzzword? Kann der spielerische Ansatz einen echten Mehrwert liefern, oder handelt es sich dabei um überflüssigen Schnickschnack? Liefert Gamification gar ganz neue Möglichkeiten der Interaktion mit den Mitarbeitern? Das sind nur einige wenige Fragen, die es in unserer Serie “Gamification im HRM” zu klären gilt.

Das Thema Gamification geniesst auf unserem Blog durch unsere Blog-Seriezurzeit besondere Aufmerksamkeit. Als HR-Software-Unternehmen liegt uns insbesondere Gamification im Recruiting am Herzen. Deshalb möchten wir uns in diesem Artikel mit dem Thema Recrutainment befassen. Dieser Ausdruck bringt nämlich beide Themen unter einen Hut: Recruiting und Gamification. Unter HR-Bloggern kann man sogar davon ausgehen, dass der Begriff Recrutainment einen höheren Bekanntheitsgrad als Gamification aufweist. Das ist nicht zuletzt Jo Diercks und seinem “Recrutainment Blog” geschuldet. Immerhin landete der Blog bei einer Befragung des Personalmagazin auf Platz 3 aller deutschen HR-Blogs. Grund genug, noch einmal zu erklären, wovon der namensgebende Begriff eigentlich handelt.

Recruiting + Gamificiation= Recrutainment

Wie bereits angeführt führt Recrutainment den Gamification-Ansatz mit dem Recruiting zusammen. Deshalb werden nach dem Recrutainment-Ansatz Spiele oder Spielelemente in der Berufsorientierung und der Positionierung der Arbeitgeber (Employer Branding), aber vor allem eben auch im Recruiting eingesetzt. Gerade in der Mitarbeitergewinnung treffen Bewerber noch des Öfteren auf trockene, wenig motivierende Eignungs- und Persönlichkeitstests.

Gamification bzw. Recrutainment kann an dieser Stelle Abhilfe schaffen. Wie wird also ein traditioneller Eignungstest zum Recrutainment-Vehikel? Dazu bedarf es einer spielerisch-simulativen Herangehensweise. Spielerisch-simulativ klingt erst einmal abstrakt und wenig praxisnah – deshalb im Folgenden einige Beispiele zum use-case: Recrutainment im IT-Sektor:

Umbelmania – Programmier-Wrestling

Das Big-Data-Unternehmen Umbel lancierte vor einigen Jahren die hauseigene ‘Umbelmania’. Bei diesem Programmier-Wettbewerb traten Profis und Amateure in einem grossen virtuellen Wettkampf gegeneinander an. In einer First-Person-Perspektive geht es darum, den Gegner niederzukämpfen, doch nicht per stupidem Mausklick, sondern über anspruchsvolles Programmieren der nächsten Aktion. Für jede gewonnene Runde können Punkte gesammelt werden. Die Anzahl der Punkte zeigt schliesslich an, inwieweit man einen Bewerbungsprozess des Unternehmens bestehen könnte. So wird die Berufseignung von potenziellen Kandidaten schon vor der eigentlichen Bewerbung geprüft.

Jaguar ‘Crack the code’

Mit viel “Tam-Tam” warb Jaguar Land Rover vergangenen Sommer um neue Talente im IT-Bereich. Über 1000 IT-Spezialisten möchte der Automobilersteller für sich gewinnen. Um ausreichend Publicity zu generieren, wurden die “Gorrilaz” als Zugpferde akquiriert. Junge Bewerber sollten aber nicht nur mit Prominenz, sondern auch via Gamification angelockt werden. In einer virtuellen Welt werden Sie von einer Rockerin namens “Noodle” durch die zu erledigenden Aufgaben geführt. Kann der Kandidat die Aufgaben erfolgreich absolvieren, gelangt er in ein gesondertes Bewerbungsverfahren.

Tchibo – Gamification von Recrutainment -Experten

In einem ganz anderen Berufsfeld und etwas bodenständiger geht Tchibo das Recrutainment-Thema an. Bereits 2007 von CYQUEST entwickelt (welche übrigens als Gamification-Agentur hinter dem Recrutainment-Blog steht), wurde der Ansatz damals als Vorreiter für die Symbiose aus Employer Branding und eAssessment gefeiert. Das Tchibo-Assessment unterscheidet sich von herkömmlichen Assessments durch die zielgerichtete Stärkung der Arbeitgebermarke (über das Corporate Design im Tool) mit der gleichzeitigen semantischen Verbindung (durch thematische Gestaltung der Aufgaben im Assessment) von herkömmlichen Eignungstests. Sogar unternehmenseigene Aspekte der Arbeitgebermarke werden an den Kandidaten weitergegeben (wie Dresscode, Diversity bei Tchibo und Einblicke in verschiedene Unternehmensbereiche).

Neben dem Zweck der Eignungsdiagnostik stärkt dieses Assessment gemäss dem Recrutainment-Ansatz somit auch die Arbeitgebermarke. Bei all dem Spielspass muss Recrutainment nämlich auch die eignungsdiagnostischen Anforderungen des Recruitings erfüllen. Ansonsten leidet die Personalauswahl unter dem Unterhaltungswert.