Flexible Arbeitszeiten und mehr – so verändert sich die Arbeitswelt

Immer häufiger rückt das Modell des klassischen 8-Stunden-Arbeitstags in den Hintergrund, stattdessen werden verstärkt flexible Arbeitszeiten gefördert und gefordert, die vor allem in Bezug auf die Fachkräftegewinnung und die Personalbindung einige Vorteile für ein Unternehmen bieten. Gleichzeitig sind sie aber auch für die Mitarbeiter eine attraktive Alternative, denn zwar sind monetäre Anreize nach wie vor sehr wichtige Elemente, doch eine bedarfsgerechte Gestaltung der Arbeitszeit wird heutzutage immer wichtiger. 

Für wen sind flexible Arbeitszeiten geeignet?

Verschiedene Zielgruppen werden durch flexible Arbeitszeiten angesprochen, darunter vor allem leistungsstarke Fachkräfte, die für ein Unternehmen neu gewonnen werden sollen. Aber auch folgende Gruppen sind bei der Anwendung eines Arbeitszeitmodells relevant:
1. Eigenverantwortlich arbeitende Fachkräfte – Gerade Fachkräfte schätzen die damit verbundenen Freiheiten und die übertragene Eigenverantwortung.
2. Familiär gebundene Mitarbeiter – Auch für Personen mit Familien eröffnen Arbeitszeitmodelle viele neue Möglichkeiten, um Job und Familie möglichst unkompliziert unter einen Hut zu bekommen.
3. Arbeitskräfte, die weiter entfernt wohnen – Verlangt der Arbeitsweg einen vergleichsweise hohen Zeitaufwand, so sorgen flexible Arbeitszeitregelungen dafür, dass produktiver gearbeitet werden kann und unnötiger Stress entfällt. Gleichzeitig werden die Mitarbeiter so außerdem durch attraktive Möglichkeiten der Lebensführung an das Unternehmen gebunden.
4. Fachkräfte, die sich weiterbilden möchten – Durch die gewonnene Zeit haben Mitarbeiter die Möglichkeit, sich weiterzubilden, ohne dabei auf ihr komplettes Gehalt verzichten zu müssen. Weiterbildungen lassen sich demnach einfacher wahrnehmen und in den Arbeitsalltag integrieren.
5. Ältere Mitarbeiter – Arbeitnehmer, die schon das Mindestrentenalter erreicht haben oder einfach nicht mehr Vollzeit arbeiten wollen, können einem Unternehmen dank flexibler Arbeitszeitmodelle dennoch erhalten bleiben.

Die flexible Gestaltung der Arbeitszeit bringt auf diesem Wege einerseits eine erhöhte Arbeitgeberattraktivität, andererseits entsteht aber auch eine sinkende Fluktuation, denn viele Mitarbeiter schätzen die neuen Möglichkeiten und Vorteile und können sich so besser mit ihrem Unternehmen identifizieren. Das senkt letztendlich auch die Kosten für Rekrutierung und Einarbeitung. Zudem können so auch konjunkturelle Schwankungen ausgeglichen werden, da Arbeitskräfte nur dann angefordert werden müssen, wenn sie wirklich erforderlich sind und die Auftragslage beispielsweise eine Mehrarbeit erfordert – ist hingegen wenig zu tun, so können die Mitarbeiter dazu angehalten werden, in dieser Zeit ihren Freizeitausgleich zu schaffen. Durch eine gute Absprache mit dem Team in Hinblick auf unterschiedliche Arbeitszeiten lassen sich außerdem Öffnungs- und Produktionszeiten verlängern. Warum sich diese Form der modernen Personalpolitik sonst noch lohnt, zeigt außerdem ein ausführlicher Artikel der Bundesagentur für Arbeit.

Das richtige Modell

Gleitzeit

Bei der klassischen Gleitzeit gibt es neben den Kernarbeitszeiten auch sogenannte Gleitzeitspannen. In den Kernzeiten besteht eine Anwesenheitspflicht, innerhalb der Gleitzeit dürfen hingegen flexible Gestaltungen von Arbeitsbeginn und -ende genutzt werden. Das führt zu Variationen der Arbeitszeit, die so umso bedarfsgerechter zusammengestellt wird. Hilfreich sind diesbezüglich außerdem Arbeitszeitkonten, um Zeitguthaben oder mögliche Defizite zu ermitteln.

(Jahres-)Arbeitszeit

Bei diesem Modell wird die durchschnittliche Wochenarbeitsstundenanzahl ermittelt, die jeder Beschäftigte innerhalb eines festgelegten Zeitraums – zum Beispiel eines Jahres – zu leisten hat. Arbeitnehmer haben die Möglichkeit, mehr oder weniger Stunden pro Woche zu absolvieren, sofern sie diese innerhalb des gegebenen Zeitraums wieder ausgleichen. Sinnvoll ist das beispielsweise bei Auftragsschwankungen oder aufgrund individueller Bedürfnisse.

Vertrauensarbeitszeit

Die größtmögliche Autonomie können Angestellte bei der Vertrauensarbeitszeit genießen, denn hier entfallen sowohl die Anwesenheitskontrolle als auch die formale Zeiterfassung. Stattdessen stehen vorgebebene Ziele und die Erfüllung von Aufgaben im Fokus. Grundlage bleibt aber dennoch die vertraglich geregelte Arbeitszeit und auch Überstunden werden nach wie vor erfasst. Es bietet sich an, vor der Einführung von Vertrauensarbeitszeit genau zu prüfen, ob das Konzept bei der Belegschaft erfolgversprechend ist, zumal nicht jeder mit dieser engen Verknüpfung zwischen Beruf und Freizeit zurechtkommt.

Flexible Gestaltung der Teilzeitarbeit

Gerade die große Flexibilität macht die Teilzeitarbeit so beliebt, insbesondere dann, wenn der Verteilzeitraum großzügig eingerichtet wird. Neben der klassischen Halbtagsarbeit gibt es auch viele weitere Ausprägungen, wobei aber stets gilt: Je länger die Verteilzeiträume, desto vielfältiger die Möglichkeiten, um Arbeitsaufkommen und Anwesenheit der Mitarbeiter aufeinander abzustimmen. Bekannte Formen der Teilzeitarbeit sind zum Beispiel die Blockteilzeit, die Jahresteilzeit oder verschiedene Verknüpfungen mit Arbeitszeitkonten und Vertrauensarbeitszeitregelungen.

Jobsharing

Jobsharing ist eine spezielle Form der Teilzeitarbeit, bei der mehrere Mitarbeiter sich eine Vollzeitstelle innerhalb eines Unternehmens teilen. Die Beschäftigten können die Arbeitsaufteilung dabei innerhalb des gesetzlichen Rahmens absprechen. Mitarbeiter haben so zum Beispiel die Möglichkeit, an großen Projekten anteilig mitzuwirken oder diese sogar als Führungskräfteteam zu leiten. Unternehmen hingegen wirken so dem Fachkräftemangel entgegen, sollten für konkrete Aufgaben keine Vollzeitkräfte am Markt verfügbar sein.

Telearbeit

In der sogenannten alternierenden Telearbeit geht es darum, dass Mitarbeiter mindestens einen Tag in der Woche vom Arbeitsplatz Zuhause arbeiten, in den seltensten Fällen findet die Heimarbeit hingegen durchgehend außerhalb des Unternehmens statt. Die Verlagerung des Standorts ist heutzutage gerade dank fortgeschrittener Informations- und Kommunikationstechnologien problemlos möglich, wobei die Zeiterfassung selbständig durch den jeweiligen Mitarbeiter erfolgt – demnach basiert das Modell also auf einer Unternehmenskultur des Vertrauens.

Nachteile berücksichtigen

Allerdings bringt das Prinzip der flexiblen Arbeitszeiten nicht nur positive Aspekte mit sich, wie auch
Alexandra Borchardt im Karriere-Bereich auf Sueddeutsche.de darlegte. Denn Internationalisierung und Digitalisierung sorgen dafür, dass viele Arbeitnehmer auch heutzutage schon dazu gezwungen sind, sich den Bedürfnissen der Unternehmen anzupassen und nicht zuletzt fehlt Angestellten so oftmals ein fester Platz im Büro, der sie austauschbar macht. Zudem kann es für Arbeitnehmer auch zum Problem werden, wenn sie mehr arbeiten als vertraglich vereinbart wurde, hierbei ist von einem gewissen Hang zur Selbstausbeutung die Rede.

„Die Erfahrungen zeigen, dass die Anforderungen oft hoch sind, aber die nötigen Ressourcen nicht zur Verfügung gestellt werden. Das bedeutet enormen Druck für die Beschäftigten. Die Folge sind unbezahlte Überstunden, Wochenendarbeit und psychische Belastung durch zusätzlichen Stress.“ Annelie Buntenbach, Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)

Zudem fällt es vielen Arbeitnehmern in dieser Hinsicht schwer, zwischen Freizeit und Arbeitszeit zu
trennen – denn wer arbeiten kann, wann er will, der tut dies nicht selten rund um die Uhr.

Abbildung 1: pixabay.com © tpsdave (CC0 1.0), Abbildung 2: pixabay.com © inkflo (CC0 1.0)