Betriebliches Gesundheitsmanagement in der Praxis umsetzen - Eine Orientierung für Personalmanager

Das Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) ist gerade in den letzten Jahren immer stärker in den Fokus des Personalmanagements gerückt. Grund hierfür ist in erster Linie der demographische Wandel in der Gesellschaft und damit meist auch ein Anstieg des Altersdurchschnittes und der Fehlzeiten in den Betrieben.

Insbesondere die Erkrankungen und Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer Belastungen (z.B. Burnout-Syndrom) stellen ein immer größer werdendes Problem dar und verursachen hohe Folgekosten. Deshalb entscheiden sich mehr und mehr Unternehmen dazu, stärker in die Personalpflege zu investieren und ein Betriebliches Gesundheitsmanagement zu implementieren.

In vielen Betrieben gibt es bereits zahlreiche Einzelmaßnahmen, die zur Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) angeboten werden. Doch diese werden meist nur unstrukturiert und vereinzelt durchgeführt. Ein erfolgreiches und ressourcenorientiertes Betriebliches Gesundheitsmanagementsystem setzt genau hier an. Es nimmt vorhandene Angebote auf, strukturiert diese in einem ganzheitlichen und zeitlich geplanten Prozess, führt gesundheitsförderliche Maßnahmen durch und evaluiert diese.

Die Phasen eines integrativen Betrieblichen Gesundheitsmanagementsystems:

1.) BGM-Bestandsaufnahme
2.) Analysen des „Ist-Zustandes“ & Auswertung
3.) Zielsetzungen im Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM)
4.) Festlegung und Planung der gesundheitsförderlichen Maßnahmen
5.) Evaluation der Maßnahmen

1.) Die BGM-Bestandsaufnahme

Zu Beginn eines BGMs sollten alle bereits vorhandenen Maßnahmen in einer Übersicht gesammelt werden, die in irgendeiner Art zur Förderung der Mitarbeitergesundheit beitragen. Diese Aufgabe sollte von einem Mitarbeiter der Personalabteilung übernommen werden, der bereits einen Bezugspunkt zu sozialen Themen und Gesundheit hat.

2.) Analysen des „Ist-Zustandes“ & Auswertung

Zur Untersuchung des gesundheitlichen „Ist-Zustandes“ im Unternehmen eigenen sich z.B.:

  • Mitarbeiterbefragungen
  • Interviews
  • Gesundheitszirkel
  • Gefährdungsbeurteilungen/ Gefährdungsanalysen (z.B. zu psychischen Belastungen)
  • Krankenkassenberichte der gesetzlichen Krankenversicherungen

Diese Daten werden anschließend ausgewertet und in einem Gesundheitsbericht zusammengefasst. Aus den Kennzahlen lassen sich gesundheitliche Belastungen aber auch Gesundheitsressourcen erkennen, die im besten Fall und unter Einhaltung der Anonymität bereichsspezifisch diagnostiziert werden können.

3.) Zielsetzungen im Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM)

Anschließend erfolgt z.B. in Form eines BGM-Zielsetzungsworkshops im Steuerungskreis „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ die Festlegung der Ziele für die folgenden gesundheitsförderlichen und ressourcenpflegenden Maßnahmen. Diese sollten so konkret wie möglich, in Form von Kennzahlen, bestimmt werden.

4.) Festlegung und Planung der gesundheitsförderlichen Maßnahmen

Nachdem die Ziele festgelegt wurden erfolgt die Auswahl effektiver und effizienter Maßnahmen. Da es hier eine Vielzahl an Möglichkeiten gibt, die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter zu fördern, sollte eine gründliche Recherche und eine Beratung durch Experten durchgeführt werden. Viele Betriebe machen hier den Fehler und investieren in Maßnahmen, die nachweißlich nur geringe Effekte und kaum Nachhaltigkeit haben. Darüber hinaus ist es auch sinnvoll, z.B. in einem Teil der Mitarbeiterbefragung die Beschäftigten selbst nach Vorschlägen zu fragen, da dies die Akzeptanz, Transparenz und Partizipation deutlich steigert. Wichtig ist ebenfalls, dass der Betriebsrat/ Personalrat in Entscheidungen mit einbezogen wird, denn nur in Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmervertretungen lässt sich ein Gesundheitsmanagement erfolgreich umsetzen.

Nach Auswahl und Abstimmung der Maßnahmen geht es an die Planung. Hier hat sich ein 2-Jahres-Zeitrahmen bewährt. In diesem Zeitraum lassen sich Maßnahmen planen und gut organisiert durchführen.

5.) Evaluation der Maßnahmen

Nach z.B. 2 Jahren muss eine wiederholte Messung der in der Eingangsanalyse erhobenen Daten erfolgen. Nur so lassen sich Entwicklungen überprüfen und mit den Zielsetzungen abgleichen. Hierbei ist zu beachten, dass die Evaluation mit den selben Methoden und Messinstrumenten der Eingangsanalyse durchgeführt wird, da nur so vergleichbare Ergebnisse entstehen. Die Ergebnisse der erneuten Messung werden nun mit den angestrebten Zielsetzungen abgeglichen und ein Zwischenergebnis erstellt. Anschließend erfolgt ggf. ein Nachsteuern durch neue Maßnahmen und/ oder ein Festlegen neuer Ziele für den nächsten BGM-Zyklus.

Betriebliches Gesundheitsmanagement wird somit zu einem kontinuierlichen Prozess und fester Bestandteil der Unternehmensorganisation und - kultur. Und somit zu einem wichtigen Instrument der Personalpflege und dem Erhalt einer gesunden Leistungsfähigkeit der Belegschaft.

Hier finden Sie einen Praxisleitfaden zur Integration eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM): http://www.gesundheitsmanagement24.de/tools-checklisten/praxisleitfaden-betriebliches-gesundheitsmanagement/